24.9.-1.10.2023, ein Abenteuer?

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Viele Schreibende benennen ihre Wohnmobil-Reisen, egal durch welche Kontinente und für wie lange, als Abenteuer. Ist unsere Reise ein echtes Abenteuer?

Für uns ganz klar NEIN. Viel mehr ist es Alltag einfach etwas anders. Unser Tag beginnt und endet mit Zähne putzen wie der Deine lieber Lesender.

Stets schöne Ausblicke beim Zähne putzen. 

Dazwischen liegen haargenau die selben Aufgaben; Putzen, Wäsche waschen, einkaufen, kochen, aufräumen, Büro- und Reparaturtage, flicken, füllen, leeren, Kühlschrank enteisen usw.

Nur blicken wir jeden Abend in einen anderen Garten, haben immer neue Nachbarn oder keine, oft wechselnde klimatische Bedingungen, andere Landschaften und die oben erwähnten Aufgaben laufen bei minimalem Platzangebot ab.

Diese Woche starten wir unsere Etappe durch den Amazonas Regenwald. Statistisch liegen wir im Oktober mit 11 Regentagen noch vor der Regenzeit. Unschlüssig ob wir die 319er nach Manaus oder die 230er nach Santarém fahren sollen, erkundigen wir uns vor Ort über den Strassenzustand.

Beide Strassen werden im Volksmund als „Hölle – Inverno“ bezeichnet, verwandelt der Regen die Vertisol Strasse (englisch: black cotton soil) innert Kürze in eine lehmige Schlitterbahn. Ob das ein Abenteuer wird?

Wir entscheiden uns für die Rodovia Federal BR-319, die von Porto Velho nach Manaus ca. 900 km durch den Amazonas führt. Kurz nach Humaitá ist die Strasse unbefestigt, schnurgerade und liegt teilweise unter dem Meeresspiegel. Haupthindernisse sind die Flüsse, über die viele Holzbrücken führen.

Die ersten 150 km bis zur ersten Übernachtung auf einem Privat-Bauernhof sind staubig aber ganz ok. Obwohl auf dem Schild steht „Eintritt verboten“…..

…dürfen wir bei Vater und Sohn im Schatten der Bäume übernachten, es ist 41 Grad abends um 17h. Wir schwitzen, tropfen, kleben.

Unsere zweite Nacht stoppen wir bei Emerson. Er spricht spanisch, das macht eine Unterhaltung möglich. Er kocht einen echt leckeren Fisch und wir verabreden uns für eine frühe Bootsfahrt durch unberührtes Amazonas Schutzgebiet.

Wir fischen, bekommen Urwaldheilkunde..

…besuchen Susi mit Mann die einsam inmitten des Waldes leben…

… bei der Hitze ist eine Pause erlaubt….

…. sehen Süsswasserdelphine…..

…. die unsere gefangenen Fische bekommen…

.. und dürfen einen einfachen aber sehr authentischen Ausflug erleben.

Wer Lust auf mehr hat, Emerson hat einen Kurzfilm auf YouTube gestellt. Hier der Link.

Ein Gewitter zieht auf, es kühlt zum Glück auf 32 Grad ab…die Stassenverhältnisse werden etwas schwieriger doch nicht problematisch.

Von einem brasilianischen Priester erfahren wir, dass 180 km weiter ein Schweizer namens Walter lebt der sich immer über Besuch aus der Schweiz freut. Bei einer Eisenwarenhandlung fragen wir nach Walter. Die Chefin fährt mit uns zu Walters Frau, Walters Frau fährt mit uns zu Walter, Walter freut sich wirklich über unseren Besuch. Innert Kürze kennen wir seinen Lebens- und Werdegang. Er ist heute 81 Jahre alt und immer noch purlimunter.

Natürlich darf die Schweizer Fahne auch nach 40 Jahren Brasilien nicht fehlen.

So sehen die Autos aus wenn sie nach 900 km in Manaus ankommen.

Unser Bänzli bekommt bei Emerson eine Zwischenwäsche, der ganze Staub-  und Schmutzstolz wird weggewaschen.

Mit 41 Grad empfängt uns die Stadt Manaus. Zu heiss um im Auto zu schlafen buchen wir uns in einem Hotel mit Klimaanlage ein.

Der Samstag bring uns viel Schönes und Gutes. Morgens um 7 h reservieren wir noch gemütlich im Bett liegend über „GetYourGuide“ eine Stadtrundfahrt. Apropo morgens um 7 Uhr, habe ich schon erwähnt dass ich jeden Morgen zwischen 5 und 7 Uhr ans Bett einen Kaffee serviert bekomme? Toll nicht?

Um 09.30 werden wir abgeholt, Manaus wir kommen.

Manaus, mit 2.1 Mio. Einwohnern, ist die Hauptstadt des Amazonas. Sie ist wichtiger Ausgangsort, um den Amazonas-Regenwald zu erkunden, das reichste und vielfältigste biologische Reservoir der Welt, in dem mehrere Millionen Arten von Insekten, Pflanzen, Vögeln, andere Tiere und Menschen leben. Grosse Teile davon stehen unter Naturschutz. Andere werden forstwirtschaftlich genutzt wie das weltweit mit Wäldern passiert. Warum die Presse sich auf den Amazonas in Brasilien eingeschossen hat verstehe ich nicht, stehen in Europa, Afrika, Südamerika usw. Monokulturen auf abgeholzten Waldflächen und die Ausbeutung der Natur ist doch ein weltweites Thema?

Was haben wir europäischen Kolonialisten weltweit angestellt mit der Ausbeutung der Erdschätze und dem nicht genug – Ermordung der Indigenen, Verdrängung in Reservate, Versklavung usw. Nicht nur Europa, auch die USA hat ganz schön vor der eigenen Türe zu fegen. Mit dem Finger auf die anderen zu zeigen ist einfacher. Jetzt habe ich mich in Range geschrieben und du darfst auch gerne anderer Meinung sein.

Es sind weite Flächen des Amazonas abgeholzt, Wäldern von minderer Qualität gewichen, von Bananen Plantagen, Maniok, Soja, Zuckerrohr oder Dörfern verdrängt. Entlang der Transamazonica steht, speziell in Siedlungsnähe, rechts und links ein Streifen von ca. 200 Metern mit sekundär Wald. Seht euch die Fläche des Amazonas mal auf GoogleEarth an, sie ist riesig.

Der Regenwald erstreckt sich über neun Länder: Brasilien, Peru, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Bolivien, Guyana, Suriname und Französisch-Guayana. Die Gesamtfläche des Regenwaldes beträgt etwa 5,5 Millionen Quadratkilometer, was ihn zum absolut grössten Regenwald der Welt macht. Wir sehen auf der 900 km Fahrt nach Manaus einen einzigen Laster der Holz geladen hat und 2 Sägereien.

Zurück zum schönen Samstag. Das Opernhaus von Manaus, als Teatro Amazonas bekannt, ist ein beeindruckendes historisches Gebäude. Hier sind einige Informationen darüber:

Geschichte:
– Das Teatro Amazonas ist während des Gummibooms Ende des 19. Jahrhunderts erbaut.
– Es ist zwischen 1884 und 1896 im Stil der Belle Époque errichtet.
– Das Gebäude ist ein Symbol des Reichtums und des kulturellen Aufstiegs von Manaus in dieser Zeit.

Bau:
– 1896 eingeweiht ist das Opernhaus bekannt für seine auffällige Kuppel im Renaissance-Stil, die mit über 36.000 bunten Keramikfliesen aus Europa verziert ist.

– Die Architektur ist von europäischen Einflüssen geprägt, was zu einem faszinierenden Kontrast zur Umgebung des Amazonas-Regenwaldes führt.

Materialien innen:
– Das Innere ist genauso beeindruckend wie die Fassade und verfügt über luxuriöse Details.
– Die Innenräume sind mit Marmor aus Italien, Glas aus Murano, Kristalllüstern aus Frankreich und Gemälden von Künstlern wie Domenico de Angelis geschmückt.
– Der Hauptsaal bietet Platz für etwa 700 Zuschauer und ist berühmt für seine hervorragende Akustik.

Das Teatro Amazonas ist heute nicht nur ein wichtiges Kulturerbe Brasiliens, sondern auch ein aktives Opernhaus, in dem Konzerte, Opernaufführungen und andere kulturelle Veranstaltungen und Festivals stattfinden. Für die Bevölkerung von Manaus sind die Veranstaltungen meistens gratis, für die restlichen Brasilianer und Gringos kostenpflichtig.

Echt Klasse das Gebäude und auch im Innern fällt uns die Kinnlade runter. Für den Abend kaufen wir Tickets für das Konzert von Cicero, ein bekannter junger Sänger. Das Konzert ist sehr ruhig, sympathisch und schön doch der Zauber des Saales ist verflogen. Er ist gar nicht beleuchtet und wirkt dunkel, schwer und bedrückend. Die Akustik ist fantastisch.

…. aber von aussen….. einfach toll auch Nachts!

Palácio Rio Negro

Das prachtvolle Herrenhaus mit der kunstvoll verzierten Fassade ist der Wohnsitz des deutschen Kaufmanns Waldemar Scholz aus Hamburg, auch bekannt unter dem Spitznamen „Kautschuk-Baron“.

San Sebastián Kirche mit Glaskunst aus dem Elsass.

Einstiger Lebensmittel Markt der verkommen ist zu einem Souvenir Touristen Tempel.

… der Fruchtmarkt mit Früchten aus dem Amazonas wie Maracujá, Graviola, Cupuaçu, Acerola und vielen mehr. Im Moment ist keine Erntezeit, die Wassermelonen und Mangos sind bergeweise im Angebot.

Während der FIFA-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien werden in Manaus vier Spiele ausgetragen.

1. England vs. Italien (14. Juni 2014
2. Kroatien vs. Kamerun (18. Juni 2014)
3. USA vs. Portugal (22. Juni 2014)
4. Honduras vs. Schweiz (25. Juni 2014)

Die „Arena da Amazônia“ vom deutschen Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner geplant, nutzt man heute für sportliche und kulturelle Veranstaltungen. Schon verrückt für nur 4 Spiele ein solches Stadion zu bauen.

Das Restaurant Gaucho bietet was Besonderes. Ein riesiges Buffet steht zur Selbstbedienung bereit. Mehrere Kellner springen mit Spiessen von Tisch zu Tisch und schneiden gewünschte Fleischstücke für den Gast ab. Fillet, Entrecôte, Hohrücken, Schweinebraten, Lamm, Würste, Zunge, Speck…. alles da für den Fleischliebhaber.

Und zu guter Letzt organisieren wir noch unsere Verschiffung von Manaus nach Santarém am 5.10. Randvoll mit Eindrücken haben wir den Schlaf verdient.

Eine Abenteuerwoche? Nein, aber eine Fordernde. Ein Glücksgefühl den Amazonas Regenwald zu erleben, Hitze (immer um die 40 Grad) die erst weggesteckt werden muss, Staubwolken die das Atmen erschweren und die Stadt Manaus die uns mit Eindrücken nur so überrollt.

 

Fazit der Woche: Wow, wir sind in Amazônia! 

 

Ein Kommentar zu „24.9.-1.10.2023, ein Abenteuer?

  1. Wow, ihr habt in einer Woche soooo viel erlebt & gesehen, wie wir hier in Europa nach mehreren Monaten😅wenn das kein Abenteuer ist😉
    Gute Weiterreise ihr zwei Lieben🤗

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