„They Don’t Care About Us“ singt Michael Jackson in seinem Musikvideo 1996, gedreht in Dona Marta, einem Armenviertel von Rio.
Die Favela hat etwa 4000 Einwohner und ist eine der steilsten der Stadt. Mit Juliana haben wir eine Führerin die uns ortskundig, interessant mit viel Information und Geschichte durch Dona Marta führt. Hier wohnen nicht nur Menschen die auf der Schattenseite stehen, nein, fast 70 Prozent der Favela Bewohner sollen zur Mittelschicht gehören und täglich ihren Jobs nachgehen.
Auf dem Morro Dona Marta haben die meisten Häuser Wasser und Strom. Mit dem Bau der Stand-Seilbahn können auch ältere Bewohner bequem ihr Heim auf Hügelhöhe erreichen.
Der Moro Dona Marta gilt laut Plan der Stadtverwaltung (2011) als städtisches Landschaftsdenkmal und gehört zur Área de Proteção Ambiental.
Für die Sicherheit der Favela sorgt eine private Miliz, die jungen Männer hocken mit Gewehren rum, sind ruhig – für uns sehr fremde Bilder.
Die Bahn bringt unsere Kleingruppe zum höchsten Punkt der Favela. Bei diesem Ausblick würden in der Schweiz Villen der Sonderklasse stehen. Die Christusstatue, der Zuckerhut, die Copacabana und mehr – alles vom Hügeltop aus sichtbar. Wir erkunden die engen Gassen und Treppen, mal entdecken wir schöne Ecken, mal hässliche, mal stinkende, mal zugemüllte doch überall sind die Bewohner freundlich und offen für ein paar Worte. Über 700 Favelas gibt es in Rio und sie gehören zum Stadtbild wie die erste Hochhaus-Reihe der Copacabana.
Juliana schafft es, uns ein etwas anderes Bild der Favelas zu vermitteln.
Sie sind nicht nur ein Ort der Armut und des Untergangs. Die Bewohner kommen aus unterschiedlichen Schichten, haben Arbeitsplätze, funktionierende Schulen und einen äusserst liebenswerten Bürgermeister der seit 30 Jahren ehrenamtlich seine Botschaften per Megaphon an seine Gemeinde richtet.
Wir sind eine gute Gruppe, diskutieren über unsere Weltanschauungen, Perspektiven und deren der Favela Bewohner/innen. Einmal mehr schätzen wir unser privilegiertes Leben sehr.
Von rosa zu eklig.
Juliana meint: „ Im Club Renacença im Viertel Andaraí gibt es echten Samba, Samba do trabalhador, nur für Cariocas. Nichts wie hin.
Es ist laut, das Publikum kennt die Texte der Lieder, klatscht mit, tanzt, die Stimmung ist fröhlich ausgelassen.
Wir bleiben Fremde die aus Distanz das Geschehen beobachten und versuchen, die Kultur des Sambas zu verstehen. Wie beim Schwyzer Örgäli (traditionell) klingt für mich nach dem 4. Stück alles gleich, bei dem Pegel höre ich keine Gitarre, es gibt zwar Verstärker aber keine Tontechniker – wohl etwas viel verlangt 😀.
Nach 3 Stunden werfen wir, trotz Herzlichkeit des Personals und sehr aufmerksamer Bedienung, das Handtuch. Unsere Ohren brauchen Ruhe.
Zum Corcovado mit der Christus Statue wollen wir wandern. 3.2 km, 700 Höhenmeter, das schaffen wir. Um 8 Uhr gehts los, um 10 sind wir oben. 100erte von Touristen schiessen Selfies. Werni meint lachend:“Früher haben wir Landschaften geknipst.“ Wir drängeln uns durch die Menge und flüchten schnell wieder.
Mit dem Sockel ist die Erlöser Statue 35 Meter hoch. Vom französischen Bildhauer Paul Landowski entworfen, vom brasilianischen Ingenieur Heitor da Silva Costa ausgeführt entsteht das Wahrzeichen von Rio das 1931 eingeweiht wird.
Beton bildet die Struktur des Denkmals während Sandstein für die Aussenverkleidung verwendet wird.
Mit der Stadler Rail Bahn fahren wir runter nach Rio und zum Parque Lage wo wir verweilen und plaudern.
Im Plage Café
Was wäre Rio ohne Zuckerhut? Auf den ungewöhnlich geformten Granit Stock kann man den ersten Teil hoch wandern oder mit der Luftseilbahn (Frey AG, Stans) in zwei Etappen bis zur Spitze fahren.
Natürlich laufen wir bis zur Zwischenstation. Einmal mehr staunen wir wie schnell die Cariocas in schönste Natur entweichen können.
Auf dem Zuckerhut ist es traumhaft schön. Herrliche Rundsicht auf alle Seiten, Flugzeuge die den nahen Stadtflughafen anfliegen, Helikopter die wie wild Runden um den Corcovado drehen, schöne Café‘s, Boutiquen, Glacestände und mehr unterhalten uns Touristen.
Einfach schön!
Die legendäre Strassenbahn Bondinho Santa Theresa ist neben der Strassenbahn Braunschweig weltweit die letzte mit einer Spurweite von 1100 Millimetern.
Das Gebäude im Hintergrund ist die Kathedrale von Rio.
Genau mit diesem Nostalgie Trämmli lassen wir uns hoch zum Stadtteil Silvestre chauffieren. Zurück laufen wir den Hügel runter nach Santa Teresa, einem kleinen Künstler-Viertel mit reizendem, dorfähnlichem Flair.
Schöne Gassen, schicke Häuser, viele Treppen, romantische Restaurants und Künstlerateliers führen uns zum Parque das Ruínas mit einer Kunstgalerie und toller Aussicht über den historischen Teil der Stadt.
Parque das Ruínas
Alle posieren gerne an der Escadaria Selaron
Wir erreichen 23‘000 Stadtschritte und sind hundemüde, gute Nacht Rio.
Ein neuer Tag, neue Entdeckungen, neue Eindrücke. Nur die Füsse reklamieren. Rio ist eine echt tolle Stadt, die schönst gelegenste die wir bis jetzt gesehen haben mit vielen Buchten und Stränden die restlos für alle zugänglich sind.
Aquädukt
Die Stadt ist sauber, mit einer Artenvielfalt und Akzeptanz an Andersartigkeit die beeindruckt. Leider liegen auch viele Randständige mit ihren Habseligkeiten an Hauptstrassen und Plätzen.
Die Copacabana ist ein Tummelplatz der Bekleideten und der wenig Bekleideten. Schwimmer, Jogger, Turner, Volleyer, Fussballer, Frisbeer, Yoganer, Ruderer und mehr scheinen einen Fitness Wettkampf auszutragen.
Kleider-, Esswaren-, Schmuck-, Zigarretten-, Drinks-, Früchten- und sonstige Verkäufer, alle laufen sie friedlich den Strand auf und ab.
Samstags findet ein Top Event statt. Der Auftritt vom Top DJ Alok, der zu den Weltbesten gehört, soll 1.5 Millionen Menschen an die Copacabana locken. Unzählige Boxen, Monitore und eine Rundumbühne sind aufgestellt. Beim abendlichen Soundcheck klirrt unsere Fensterfront bereits, das wird ja heiter.
Museu do Amanha, Zukunftsmuseum
Auf Wasser schaukelnd mit einem Katamaran schauen wir uns die Stadt aus einer anderen Perspektive an. Ob von oben, zu Fuss oder per Boot, Rio ist eine Stadt der Superlative.
Auch wir tummeln uns an der Copacabana und tauchen ein in die doch recht hohen Wellen. Was für ein Gefühl wenn der weisse feine Sand der legendären Beach zwischen den Zehenspalten durchdrückt.
Der Bossa Nova Song, „The Girl from Ipanema“, spielt konstant in meinem Kopf. Logisch dass wir uns den Ipanema Strand anschauen. Der Bossa Nova, der Musikgenre zwischen Samba und Jazz, entsteht in den späten 1950er. Er gefällt mir wesentlich besser als der Samba der live oft wischi waschi daherkommt.
Viel Wind am Ipanema Strand.
Was für ein Kontrastprogramm!
Eben lauschen wir noch dem Symphonie Orchester Rio de Janeiro im sehr schönen Theater Municipal unter der Leitung von Stefan Geiger zu klassischen Klängen –
– tänzeln wir zum Sound von DJ Alok an der Copacabana. 100 Jahre Palace Hotel und der 32 Geburtstag des DJs werden gefeiert mit einem Gratiskonzert zu Electronic, Dance und House Musik. Auf YouTube ist unter „AO VIVO – SHOW ALOK EM COPA COPACABANA EM 4K“ ein Profi Film in Kurzversion vom Abend aufrufbar.
Es regnet, es ist kalt. Gemütlich sehen und hören wir dem Beat und der gigantischen Licht-, Laser, und Feuerwerkshow vom 11 Stockwerk aus zu.
Liebe Heidi, lieber Werni
vielen Dank für die Interessanten Eindrücke. Ich wünsche euch gute weiterfahrt mit viele tollen Momenten.
glg Juan
Danke Juan, ist immer schön ein paar Zeilen aus Sarnen zu erhalten. Liebe Grüsse
Wow! Welche Unterschiede, welch Vielfalt ihr euch reinzieht. Sehr eindrücklich, die Favela, der Strand, die Musik vom Samba, Symphonie bis zum DJ. Eure Wohnung, super schöne Aussicht.
Hoffe Marlis und Kurt haben ihren Schock überwunden und zum Glück ist ihnen nichts passiert. Ihr könnt nicht genug aufpassen.
Weiterhin wünsch ich euch von Herzen Glück, Gesundheit und schick euch liebe Grüsse vom Sonnenberg. ( im Moment bei Regen und erfrischenden 12 Grad)
Danke liebe Maria, schön die Fotos die du gesendet hast, echt schöne Erinnerungen