7.-14.8.2022 … eine unendliche Geschichte…

Mit der „unendlichen Geschichte“ meine ich nicht den schönen Fantasiefilm von Michael Ende sondern eine „unendliche Geschichte“ auf dem Polizeiposten in Havanna.  Doch alles der Reihe nach……

Fidel wird heute noch von vielen verehrt.

Bis dato machen wir sehr gute Erfahrungen mit dem Geldwechsel Dollar/Pesos auf der Strasse.  Der Kurs stimmt, die Wechsler sind nett, das Geschäft läuft.

Nicht so am vergangenen Sonntag Morgen. Eine winzig kleine Unachtsamkeit und der Händler reist mir die Dollarnoten aus den Händen und rennt davon ohne Gegenleistung. Ich renne hinterher, schreie:“ Stoppt ihn, stoppt ihn, Hilfe, Hilfe!“ Der Dieb ist schneller, kennt die Gassen gut, kein Mensch kommt entgegen und er ist mit 200 Dollar weg. Scheisse!

Kann passieren, die Menschen haben nichts, stehen stundenlang für ein paar subventionierte Süsskartoffeln, Bohnen, Brot und Reis an und das Wenige, was sonst noch erhältlich ist können sie nicht bezahlen. Die Pandemie hat alles noch schlimmer gemacht erzählt unsere Profesora.

Was bei Diebstahl echt schade ist, und es ist inzwischen doch der Vierte, ist, dass wir misstrauisch gegenüber Menschen werden und unsere Spontanität und Vertrauen in das Fremde leider weniger wird.

Was tun? Sollen wir auf den Polizei Posten gehen und den Diebstahl melden? Ja, wir versuchen es. Nicht dass wir so naiv sind und hoffen, der Dieb wird gefasst oder wir bekommen das Geld zurück. Aber vielleicht erhöht sich die Polizei Präsenz auf den Strassen zum Schutze der Menschen.

Um 11 Uhr sind wir auf dem Hauptposten. Kein Mensch spricht englisch. Ich erkläre den Tatbestand, (benutze Hände, Füsse, Mimik, Worte) er wird von Hand aufgenommen, Name, Adresse, Passnummer, Eltern Namen etc. wird aufgeschrieben.

Wir werden zum Office „Diebstahl“ gefahren, ca. 2 km. Kein Mensch spricht englisch. Ich erkläre den Tatbestand, er wird von Hand aufgenommen, Name, Adresse, Passnummer, Eltern Namen etc. wird aufgeschrieben.

Wir kommen ins zuständige Büro für Diebstahl an Ausländern. Kein Mensch spricht englisch. Ich erkläre den Tatbestand, er wird von Hand aufgenommen, Name, Adresse, Passnummer, Eltern Namen etc. wird aufgeschrieben.

Es ist heiss, ein kleiner Ventilator brummt vor sich her, die Büromöbel fallen fast auseinander, die Farbe der Wände blättert ab, die Stühle sind unbequem, die Effizienz der 2 anwesenden Beamten ist minus 1000.

Nach 4 Stunden werden wir zum Tatort gefahren. Wir erzählen oder besser versuchen nochmals, das Geschehene auf spanisch zu erklären. Wir laufen um alle Ecken, suchen nach Video Überwachungskameras, befragen Nachbarn und warten und warten und warten.

Nach 2 Stunden ergebnisloser Befragung geht es zurück zum Posten. Dort ist der Tatbestand neu aufgeschrieben und eine Polizistin muss die ca. 10 Zeilen in den Computer eintippen. Gar nicht einfach wenn Frau 7 cm lange farbige, künstliche Finger-Nägel hat.

Erneut Fragen nach Name, Alter, Adresse, Passnummer, Zivilstand, Ankunftsdatum, Ausreisedatum, Telefonnummer, Name der Eltern, usw. usw – Mensch – die Angaben habt ihr doch schon 4-Fach! Und es ist heiss.

Zwischenzeitlich sind 4 Beamtinnen im Büro. Eine hört laut Musik und singt mit, eine schreit und weint, sie hat Schmerzen, möchte nach Hause und darf nicht, die Tippmamsell geht zwischenzeitlich was essen, kommt wieder, tippt ein paar Worte in den Computer, schaut sich auf dem Smartphone die neuste Mode an, schreit die schreiende Kollegin an, singt mit der anderen Kollegin, nimmt Telefone entgegen, schaut endlos aus dem Fenster –  sind wir in einer Irrenanstalt gelandet?

Nerven verlieren bringt nicht viel, nach weiteren 3 Stunden halten wir ein Kurz-Protokoll, ausgedruckt und unlesbar, (wenig Tinte im Drucker) in den Händen und werden nach 9 Stunden Polizeierfahrung in Havanna entlassen.

Ausgetrocknet, ausgehungert, innerlich schäumend vor Wut mit Unglaube gepaart laufen wir nach Hause und können das Erlebte kaum verarbeiten. Lachen oder weinen? Wir entscheiden uns für Lachen, ein Erlebnis für die Ewigkeit!

Das Diebstahl-Polizei Erlebnis raubt uns nicht nur Dollar sondern auch viel Energie die uns die nächsten Tage fehlt.

Wir lernen täglich Grammatik und Wörter mit Marisela. Daneben unternehmen wir, ausser essen, laufen (täglich unsere 10’000 Schritte) und lernen nicht viel.

Der Unterricht mit Marisela macht echt Spass. Habe ich schon mal soviel gelacht und gelernt in einer Schule wie bei unserer Profesora? Sie schafft es perfekt, Werni und mich zusammen, mit unterschiedlichem Level, zu unterrichten.

Die Qualität der Speisen in Restaurants in Havanna ist soviel besser als prophezeit. Wir haben bis jetzt noch nie schlecht gegessen. Das China Viertel ist gleich um die Ecke und wir haben viele kleine „Beizli“ abseits des Touristenstroms gefunden. Woher die Restaurants die Lebensmittel bekommen ist mir bis heute ein Rätsel. Das Pulpa Carpaccio verwöhnt den Gaumen sowie der Fisch, die Spaghetti, die Pizza usw. Am immer wieder auftretenden Durchfall merken wir, dass unsere Mägen noch nicht an Mittelamerika angepasst sind.

Mit dem roten Touristenbus machen wir eine Stadtrundfahrt und lernen Havanna von einer anderen Seite kennen. Weniger Hochhäuser, sauberer, Strände und kleine Märkte wo Kleider, Schmuck, Schuhe, Sonnenbrillen usw. angeboten werden. Die Fahrt ist definitiv lohnend und die englischen Erklärung der Reisebegleiterin sensationell – wir verstehen nämlich kein Wort😀!

 

 

Fazit der Woche: Alles wieder gut!

 

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