22.-29.1.2023 Südwärts

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An Montag morgen bin ich so erschöpft, dass wir beschliessen, noch 1 Tag in Trevelin zu bleiben. Marlis und Kurt fahren schon mal voraus.

Ein ruhiger Tag unter Obstbäumen mit Yoga und Mittagsschlaf ist genau das, was wir brauchen. Werni sitzt die Wespengeschichte tief, auch er braucht Ruhe.

Auf der Ruta 40 Richtung Süden begegnen wir am Montag dieser Schönheit. La Trochita heisst die Dampflok.

Die einstige Schmalspurstrecke von über 400 km ist zu einer 18 km langen Touristen Attraktion geschrumpft. Zufällig sehen wir La Ttochita ausserhalb von Esquel über die Strasse stöhnen. Autos halten an und winken den Vorbeifahrenden, Polizeiautos bewachen den Strassenübertritt.

Weiter südlich finden wir „Los Tamariscos“.

Das erste was ich sehe beim Betreten von „Los Tamariscos“ ist – nichts! Es ist finster, auch am Nachmittag. Langsam nehme ich die Pinotea-Bar wahr, in einer Ecke sitzen zwei Originale beim Milanese Essen. Der Geruch von brennendem Holz erfüllt den Raum. Die Wände sind voller Holzregale mit Kisten. 1938 vom deutschen Einwanderer Böhme gegründet, bietet der Stopp heute alles, was ein Herz auf der Durchreise braucht. Es gibt Wifi, Treibstoff, eine Post, ein kleiner Laden mit allerlei wertvollem und auch Krams, Zimmer, Restaurant und ein kleines Museum.

Heute wird es von der Familie von Liliana und Daniel Prieto liebevoll geführt. Die dicken Wände des Gebäudes können viele Geschichten erzählen.

Was sind Guanacos doch für putzige Tiere. Zur grossen Familie der Kamele gehörend beobachten wir die Lamas zum ersten Mal aus der Nähe.

Los Antiguos ist die erste Grenzstadt ausserhalb Europas die wir als charmant empfinden. Die aufgeräumte Seepromenade am Lago Buenos Aires gefällt uns genau so gut wie die verschlafene Atmosphäre. Es wachsen wunderbare Kirschen hier und das gleichnamige jährlich stattfindende Fest haben wir um nur 2 Wochen verpasst. Kirschen essen ist wie Spanische Nüsse essen; Nur noch eines, nein doch noch eines, so jetzt das Letzte, jetzt aber definitiv das Letzte – die Kirschen und Spanischen Nüsse sind alle weggeputzt, die Lippen rot, Durchfall für sicher und der arme Magen zu Schwerstarbeit verdonnert.

Wir sind gerade mal 3.5 km von der Grenze zu Chile entfernt. Der See Buenos Aires schäumt in vielen Blau- und Türkistönen und ist der zweitgrösste in Südamerika.

200 km Schotter- und Staubpiste liegen vor uns. Wir nehmen das „Gerumpel“ gerne in Kauf denn was das Auge geboten bekommt auf der RP41 zum See Posadas kann man als aussergewöhnlich, szenisch, abwechslungsreich, farbenprächtig, und einfach als „super, mega, hammer, giga“ bezeichnen.

Ausgefranste Bergzähne, mahnende Finger, weiche sandfarbene Hügel, skulpturelle Felsformationen, Salzpfannen, saftige Wiesen, Stoppelgras, Bergseen und das alles unter wechselnden Wetterverhältnissen – schöner geht nicht.

Es ist eine strenge Fahrt der Superlative. Der Lago Cochrane leuchtet uns wie ein vorbeiziehendes Seelenbild entgegen.

Der ewige Wind Patagoniens lässt uns erahnen, ab jetzt ist fertig mit schwitzen. Die dicke Wolldecke ist wieder eingebettet, die Steppjacken parat.

Der Mittwoch ist der erste Tag, wo ich mich wieder wie die alte Heidi fühle. Der Humor und die gute Laune sind zurück, die Erschöpfung weg, Gott sei Dank.

Wir ändern ganz kurzfristig unseren Fahrplan. Anstelle der Cueva de las Manos holpern wir lieber auf der 1 spurigen Ruta 41 weiter Richtung Lago Belgrano. Für diese 75 km brauchen wir 1.5 Tage, wir fahren mit ca. 15 km/h. Es gilt einige knifflige Stellen zu fahren, (Werni und Kurt fahren souverän) Gatter zu öffnen und zu schliessen, die Szenerie zu geniessen und dem Skelett zuzuflüstern: „ Versprochen, es kommen wieder Asphalt Tage.“

Mitten im Nirgendwo übernachten wir, die Ruhe, die Wildnis, der Sternenhimmel der sich über uns ausschüttet, der Wind der mit uns flüstert, die Einsamkeit, die Macht und Schönheit der Natur lassen uns als Mensch demütig werden.

Von Weitem leuchtet der See Belgrano in seinem Türkis. Kitsch pur.

Er liegt im wenig besuchten und ursprünglichsten Nationalpark Perito Moreno. Der Park bietet Einsamkeit, Gletscher, Gletscherseen sowie viele Tiere wie Pumas, Füchse, Wildkatzen, Nandus, Flamingos, Guanacos usw.

Wir montieren unsere Wanderschuhe und wandern hoch zum Cerro Leon. Die Aussicht lässt den Atem stocken, seht euch diese Farbenpracht an. Warum nur ist Bariloche so ein Touristenmagnet wenn es hier soviel schöner und ruhiger ist?

 

 

 

 

 

 

 

Eine weitere Wanderung um die Insel von 9.4 km ist unser Sonntag morgen Programm. Es gibt nicht viel dazu zu schreiben ausser: Einfach nur schön!

Leider hat sich uns der Puma bis Dato noch nicht gezeigt.

Guanacos geniessen die schöne Natur wie wir.

 

 

Fazit der Woche: Perito Moreno NP ist ein Muss für jeden Naturliebhaber.

 

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