21.-28.5.2023, Ruta 40 nach Norden

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Ab Cafayate, das Städtchen ist echt schön, fahren wir die legendäre Quarenta, alles Schotter, Richtung Pass Abra el Acay, 4895 Meter hoch. Die Ruta 40 Richtung Norden ist nicht minder legendär wie der Südzwilling. Von den 5144 Gesamtkilometer sind wir doch einen Grossteil gefahren. Die RN40 ist über 1000 km länger als die Route66 in der USA. 

Zuerst lassen wir die Weine aus der Region Cafayate auf den Zungen zergehen. Nicht nur Italien, Frankreich, Spanien, Südafrika usw. verstehen das Weingeschäft, auch entlang der Ruta 40 stehen geschmackvolle Bodegas die zu einem Stopp einladen.

Es wird darauf geachtet, dass sich die Weingüter sanft in die Natur einbetten. Die Weine sind fast immer von hoher Qualität und so weicht der Platz im ReMo für Mineralwasser schnell dem Wein.

Der Schweizer Winzer und Unternehmer Donald Hess ist kürzlich in Bern verstorben. Der gelernte Braumeister wird weltberühmt für seine Weingüter in Napa Valley, Argentinien, Südafrika und Australien. Im Alter von 20 Jahren muss Donald die Braumeisterschule in München abbrechen, weil sein Vater überraschend stirbt. Die Familienbrauerei Steinhölzli in Bern verkauft er 11 Jahre später da er andere Lebenspläne hat. Er erwirbt die Mineralwasserquelle Valser die er 2003 an Coca-Cola verkauft.

1978 steigt er ins Weingeschäft ein, er gründet in Napa Valley die Hess Collection Winery, die sich, auch dank dem Kunstmuseum, zu einem Besuchermagnet entwickelt. Hess sammelt seit Mitte der 60er Jahre zeitgenössische Werke von rund 20 renommierten Künstlern/innen. Bis 2010 erwirbt er weitere Weingüter zu denen auch Glen Carlou (Südafrika) und Peter Lehmann (Australien) gehören, die später wieder verkauft werden.

2001 investiert er ins Weingut Colomé im Norden Argentiniens. Hess und seine Frau Ursula wohnen von 2001 bis 2008 jeweils acht Monate pro Jahr in Colomé, später ziehen sie sich auf ihren Landsitz bei Bern zurück.

Die Ruta 40 führt 30 km an den Donald Hess Reben vorbei. Da muss man als Schweizer doch einfach hin. Wir melden uns an für den Dienstag zur Degustation, Museumsbesuch und Lunch.

Colomé ist eine Oase der Ruhe. Die Gebäude samt Hotel und Museum sind architektonisch einfach gehalten, formschön, von schlichter Eleganz und Reduktion, lieblich den Farben der Natur angepasst.

Wir probieren den Torrontés und zwei Malbec. Der Haus-Önologe ist Franzose. Die Spezialität: Der Malbec ist aus 100 Prozent Malbec Traube gekeltert.

Die Malbec Reben sind auf 3 verschiedenen Höhen angelegt. Die tiefere Lage gibt dem Wein das Fruchtige, die Höhere den Gehalt.

Wir besichtigen das James Turrell Museum. James Turrell ist ein US-amerikanischer Land-Art-Künstler, der durch seine Raum-Licht-Installationen Ruhm erlangt. Leider dürfen wir nicht fotografieren, darum ein Bild aus dem Netz.

Was ich bei einer dieser Installationen erlebe geht mir tief unter die Haut. Eine dunkle Treppe führt hoch zu einer blauen Wand. Wir werden aufgefordert, weiter zu gehen. Geht doch nicht – da ist doch die blaue Wand. Geht doch – Sinnestäuschung.

Von dunkel taucht man ein in verschiedenes Blau bis man vollständig eingehüllt ist von Licht und Blau. So stelle ich mir den Übertritt in eine andere Dimension vor.

Wir lernen Susy aus Buenos Aires kennen. Ihr Mann ist vor 2 Jahren verstorben und jetzt macht sie all die mit ihm geplanten Reisen alleine. Mit Tränen in den Augen fragt sie, ob sie mit uns essen dürfe. Sie erzählt uns ihre Sicht des wirtschaftlichen Absturzes Argentiniens und der Hyperinflation. Das Essen ist nicht nur sehr fein, auch ihre Anwesenheit ist unterhaltsam und spannend.

Cachi ist ein nettes Dorf durch das wir einen frühen Morgenspaziergang machen….

…. bevor wir starten mit der langen Passfahrt.

Über den Pass Abra El Acay sind einige Bäche zu überqueren, ein paar Stellen sind etwas eng, eine vereist aber alles gut fahrbar mit unseren Fahrzeugen.

Zwei Motorräder halten uns an, es sind Vater und Sohn aus Kirchberg bei Bern.

Eine indigene Familie verkauft auf ca. 4000 Meter Höhe selbst gefertigte Produkte aus Lama Wolle. Ich bekomme einen Lama Schal für CHF 7.-.

So wohnt die Familie.

Neugieriger Besucher

Die Passhöhe ist fast erreicht

Geschafft

Wir bleiben nicht lange oben, zu dünn ist die Luft, zu kalt der Wind, zu lange die geplante Weiterfahrt.

Wir sehen eine Herde wilder Esel, halten an, schiessen Fotos und dann merken wir es, wir haben einen „Platten“, der erste auf unserer Reise.

Jetzt sind Werni und ich einmal mehr als Team gefordert. In 45 Minuten haben wir das Ersatzrad montiert und weitere 60 Minuten später ist unser Rad in San Antonio de los Cobres geflickt.

Kalt ist es, sehr kalt, minus 10 Grad. Wir verbringen die Nacht bei der Brücke La Polvorilla des Zugs zu den Wolken auf 4200 Metern. Die Frontscheibe gefriert sogar innen.

Ich fühle mich krank, mache in der Nacht Fieber.

Trotzdem fahren wir 270 km weiter nach Jujuy. Die Fahrt wäre schön, an beeindruckender Landschaft vorbei, doch ich döse meistens vor mich hin mit Null Lust auf Konversation und fotografieren.

Salzsee, Salina Grande

Wir trennen uns vorübergehend von Timon, er hat einiges zu erledigen in der Stadt und wir auch.

Die nächsten 2 Tage gehören der Erholung. Wir sind beide nicht im Strumpf und gönnen uns viel Schlaf und Ruhe. Daneben wird geputzt, entstaubt, gemistet, genäht, sortiert. Bei so wenig Platz, Sommer- und Winterkleider, Flip-Flop bis Wanderschuhe – wenn einfach ein ganzer Haushalt in einem Sprinter verstaut werden muss – ist regelmässiges Ausmisten unerlässlich. Nach so langer Zeit tüfteln wir immer wieder Verbesserungen aus, um irgendwo ein paar Zentimeter Platz zu gewinnen.

Eine neue, dekorative Beschattung, Verdunkelung für das Seitenfenstern wird genäht, Nähmaschine Heidi funktioniert ohne Strom.

Meine geliebten Leguano Schuhe sind bereits arg mitgenommen. Falls ein Lesender unseres Blogs in den nächsten Wochen/Monaten aus Europa nach Südamerika reist und noch Platz im Koffer für Barfussschuhe hat darf er/sie sich gerne melden bei uns.

 

 

Fazit der Woche: Die Quarenta nach Norden verlangt einiges ab. 

5 Kommentare zu „21.-28.5.2023, Ruta 40 nach Norden

  1. Hallo Heidi und Werni
    Interessanter Berich! Heute habe ich die Badesaisoneröffner! Laufen, schwimmen, essen, trinken(Most), plaudern, geniessen am Sarnersee, geniessen auf der Terrasse daheim! Es wird bald Sommer! juhui!!!
    Sonnige Grüsse
    max

    1. Hallo lieber Max, ihr habt den Sommer nach all dem Regen verdient. Und was gibt es schöneres als im Sarnersee Baden? Geniesse es einfach, herzlich liebe Grüsse Heidi und Werni

  2. Wir haben die Colome Weine im Sortiment und ich bestaune immer wieder die Bilder vom Weingut – fabelhaft!

  3. Ihr Lieben, Passfahrt, bewegende Begegnungen, feine Weine, Kälte, Lamaschal und nicht im Strumpf. Es ist ein Genuss euren Blog zu lesen. Mal schauen was uns die nächste Woche bringt. Etwas lebendiger wird’s wohl werden. Ich melde mich und euch Gesundheit, Glück und viel Freude. Maria

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