10.-17.3.2024 Waldbaden

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Für die nächsten 2 Tage gleiten wir mit einem Hausboot durch den Rio Ibare. Wir sind die einzigen Gäste und so schliessen sich Alejandro, Daniela und Gustavo für 1 Tag an. 

Ohne Musik an Board tauchen wir ein in den bolivianischen Amazonas, seinen Tieren, Früchten und Menschen. Wir werden verwöhnt nach Strich und Faden und geniessen die Gesellschaft der Familie Richter/Paz.

Wir sind die ersten internationalen Gäste und das Team ist immer noch am Lernen auf dem brandneuen Schiff. S‘Gloorä lieben Schiff-Fahrten. Die 2 Tage sind beruhigend und Nahrung für das Wohlbefinden.

Der Kakaobaum wächst im Unterholz der tropischen Regenwälder Lateinamerikas und so einen Kakao Anbauer besuchen wir. Er führt uns in einer 20 minütigen Wanderung durch seinen Wald.

Er schneidet saftige Tropenfrüchte auf. Wohnen möchten wir nicht hier in der bescheiden Behausung mit misstrauischen Augen und fraglicher Hygiene.

Kakao Frucht

Ganz anders ist es beim typischen bolivianischen Frühstück in einer anderen Familie.

Masaco und eine Tortilla aus Yuca mit Käse wird serviert mitten im Wald, die Gastgeber sind freundlich, alles ist sauber und aufgeräumt.

Die Mutter, das unumstrittene Oberhaupt der Familie, setzt sich mit uns an den Tisch. Sie erzählt uns von ihrem Leben in Trinidad. „In der Stadt fühle ich mich krank,“ erzählt sie. Seit sie hier in der Natur lebe wo keine Strasse hinführt, blühe sie auf wie eine Rose. Das Frühstück schmeckt hervorragend.

Dann erleben wir noch Jungle-Camp im Amazonas. Auf dem Grill liegen Euter, Zitzen, Herz, Niere und sonstiges undefinierbares – Werni verdreht die Augen und ich probiere. Eigentlich toll wenn man alles von einem Rind verwertet.

Zurück in Trinidad spülen wir die Schichten von Mückenspray weg, verdauen was zu verdauen ist mit einem Fernet Branca und gehen sehr früh schlafen. Morgen geht die Fahrt weiter!

Wie uns Zufälle immer wieder leiten. Ungeplant entdecken wir das Städtchen San Ignacio de Moxos.

Hier ist die bekannte Schule für Barock-Musik und es werden Geigen gebaut für den Export nach Europa.

Die Stadt wird am 1. November 1689 von den Jesuitenmissionen gegründet. 1743 wird sie nach Westen verlegt, 800 Meter von der Lagune von Isireri entfernt. Der Grund: Eine Pocken- und Masernepidemie dezimiert die Bevölkerung.

„Folkloristische Hauptstadt von Beni“ wird San Ignacio auch genannt und sein Patronatsfest, die Ichapekene Piesta im Juni ist UNESCO Kulturerbe.

Wir besuchen das Museum und die Kirche. Echt schön präsentiert und erklärt.

Das Städtchen ist gemütlich….. und unsere Unterkunft erst….

Wir schlafen wieder in Hotels, zu warm und zu feucht sind die Nächte.

Auf schlechter Piste nach Santa Rosa de Yucuma sehen wir auf 100 km viele Wildtiere. Wir kommen langsam voran, erreichen die Fähre über den Rio Yucuma gerade noch vor 16 Uhr bevor sie schliesst. Obwohl wir andere Information haben will uns der Fährmann nicht mitnehmen. Wir seien zu schwer und die Fähre in einem schlechten Zustand. Waaas, 4 Stunden zurück fahren? Bitte, bitte nicht! Wir diskutieren, argumentieren, wägen ab. Wasser dringe jetzt schon ein und sie müssten immer wieder pumpen. Weiteres argumentieren! Nachdem sie uns nicht los werden meinen die zwei Männer, es sei in unserer Verantwortung mit der Fähre über zu setzen. Mit einem mulmigen Gefühl fährt Werni auf das Boot. Dann heisst es ziehen, ziehen, ziehen, die Fähre ist handbetrieben und schwups sind wir auf der anderen Seite. In Santa Rosa hält uns nichts – eine Bootsfahrt in die Pampa wollen wir nach soviel Tier-Sichtung nicht machen – also 100 km weiterfahren auf Asphalt nach Rurrenabaque.

Den Madidi Nationalpark in seiner Schönheit erleben – wir buchen 3 Tage und 2 Nächte die Chalalan Eco Lodge, 5 Stunden Bootsfahrt von Rurrenabaque entfernt. Inmitten des Urwaldes in absoluter Ruhe ohne Wifi, ohne Klimaanlage, ohne Musik und nur teilweise mit Strom erleben wir Regenwald pur.

Der Klang der Ruhe und der Tiere bewegt uns. Auch ergriffen hat uns der Film „Jungle“, dessen wahre Geschichte unweit von der Chalalan Lodge sein Ende findet. 4 junge Männer machen sich 1981 nach Abenteuer lechzend vom Dorf Apolo in den Madidi Park auf. Die Jungs bekommen Streit, zwei (davon 1 Schweizer) kehren um, 2 ziehen auf einem Floss weiter. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Krisenbewältigung, Abenteuer, Schmerz, Entscheidungen und Überlebenskampf. Der Israeli Yossi Ghinsberg (einer der zwei Überlebenden) hat 4 Jahre später die Eco Lodge Chalalan gebaut, hier gelebt und sie Jahre später der lokalen Community übergeben.

Unser Führer Gilder erzählt, dass Yossi damals von seinem Vater, der Medizinmann ist, und Ken (der zweite Überlebende) gefunden und gerettet wird. Im Dorf San Jose de Uchupiamonas wird Yossi gepflegt bis er transportfähig ist. Sein Dorf und sein Vater seien im Film nie erwähnt und er könne nicht hinter dem Drehbuch von 2017 stehen. Wir spüren seine Antipathie gegenüber Yossi Ghinsberg. Was wohl hinter der wahren Geschichte steckt?

Wir fühlen uns auf Chalalan wohl, wir sind die einzigen Gäste und haben Wunschprogramm. Ausser: Soviel wir an Flüssigkeit trinken schwitzen wir wieder raus. Unsere Kleider sind alle nass und trocknen nicht mehr durch die hohe Luftfeuchtigkeit.

In der Nacht beginnt es zu regnen. Das prasseln des Regens hört sich ganz anders an fällt er doch durch drei Schichten Regenwald.

Die 4 stündige Morgenwanderung mit Gilder gehört bis jetzt zu unserem eindrücklichsten Regenwald Erlebnis. Er kennt jeden Baum, Pflanze, seine Tiere, Geräusche und alle Heilpflanzen.

Weitere Wanderungen folgen und paddeln auf der Lagune ist genau so schön. Total zufrieden und bereichert verlassen wir das ganze Chalalan Team – was für ein schönes Erlebnis in jeder Hinsicht.

30 Prozent der Chalalan Eco Lodge Einnahmen gehen an das Dorf San Jose de Uchupiamonas. Mit dem Geld wird vor allem die Bildung und das Gesundheitswesen unterstützt. Weiter stellt die Lodge nur Personal von diesem Dorf ein und ist somit ein grosser Arbeitgeber.

Frische Jaguarspuren

Zurück in Rurrenabaque heisst es die stinkenden Kleider in die Wäscherei bringen und unseren überfälligen Blog zu veröffentlichen.

 

Fazit der Woche: Es gibt keinen schöneren Klang als den Sound of Silence. 

 

Wochenfilm

Musik: Trio Oriental, Soy del Beni señor

 

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