Wer erinnert sich nicht, als in unserer CH Tagesschau mehrheitlich von den Gewalttaten zwischen den Hutus und Tutsis berichtet wurde? Nachdem der damalige Präsident bei einem Attentat starb, begann am 6. April 1994 die Ermordung von ca. 800’000 Menschen.
In nur 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu Mehrheit etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi Minderheit.
Die Täter kamen aus den Reihen der ruandischen Armee, der Nationalpolizei, der Präsidentengarde und der Verwaltung.
Die UN, USA, GB, und BEL wurden wegen ihrer Untätigkeit kritisiert. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, warum die vor Ort stationierten Friedenstruppen der Vereinten Nationen bei Ausbruch der Gewalt nicht gestärkt, sondern verkleinert wurden.
Diese Gräueltat liegt nur 25 Jahre zurück und ist ein trauriges Thema zum Wochenstart.
Paul Kagame ist seit dem Jahr 2000 der Präsident von Ruanda. Er hat es geschafft, das Volk zu einem WIR zu vereinen, das Land zu stabilisieren und einen wirtschaftlichen Aufschwung voran zu treiben. Dies jedoch mit diktatorischer Hand.
Die Zollformalitäten sind einfach und schnell abgewickelt. Was als erstes auffällt in Ruanda?
Es gibt am Strassenrand wenig Stände mit Gemüse- und Kleiderangebot, keine Holzkohlegrills, auf denen Spiesschen braten, keine Boxen vor den Läden, aus denen klirrende Musik schallt, kein Gehupe, kein Geschrei, Chaos und Müll – aber auch seltenes Winken und Zurücklächeln.
Es werden schwer beladene Fahrräder auf der Strasse hügelaufwärts gestossen und es gibt weich gepolsterte Fahrradtaxis. Autos und Motorräder sind kaum zu sehen – und – wir fahren wieder auf der rechten Strassenseite.
Überall wachsen wilde Daturas, Stechäpfel oder Engelstrompeten aus der Familie der Nachtschattengewächse. Die weltweit etwa 9 bis 13 Arten sind alle stark giftig – aber echt schön mit süssem Duft.
Die Virunga Lilie ist eine endemische Lilienart, sie ähnelt der Lilium formosanum stark. Die Lilium zairii ist einzigartig hier und vermehrt sich durch sofort keimende Samen.
Wir stehen am Tor des Volcanoes Nationalparks. Wieder fällt die Besteigung eines Virunga Kraters ins Wasser. Wir versuchen es weiter südlich nochmals.
Die Preise für die Aktivitäten im Nationalpark sind echt hoch. So kostet der Besuch der Berggorillas in Ruanda stattliche USD 1500.- pro Person.
Wir können es fast nicht glauben, asphaltierte Strassen mit Fahrradstreifen, Randstein und gepflästerten Trottoirs flankiert von Strassenlampen. Ruanda überrascht uns.
In Musanze besuchen wir das Dian Fossey Museum, welches Knie gehört zu welcher Spezies?
Mama kaufe von mir Kartoffeln – ich habe die besseren – meine Auberginen sind die billigsten – Mama ich bin die Einzige die Blumenkohl hat – meine Bohnen sind frisch gepflückt ….. ich werde belagert von Gemüseverkäuferinnen/Verkäufern.
Die Stadt Gisenyi liegt am Kivusee und hat 84.000 Einwohnern. Es sind weniger als 3 km bis zur Grenze von der D.R. Kongo. Von Gisenyi startet der 227 km lange Congo Nile Trail bis Rusizi. Wanderer benötigen dafür ca. 9 Tage.
Wir laufen die erste Etappe von etwas über 25 km und nehmen ein Motorradtaxi zurück nach Gisenyi wo unser ReMo steht. Wir möchten ca. 100 km des Trails laufen.
Entlang des Kivusees ist es fruchtbar, üppig bewirtschaftet und viele kleine Fischerdörfer liegen malerisch am See. Muss ich erwähnen dass wir verregnet wurden?
Der Kivu See hat eine Fläche von 2‘650 km2 (Bodensee 260 km2). Mitten durch den See verläuft die Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Durch vulkanische Quellen auf dem Grund des Sees steigt sein Salzgehalt und Temperatur mit zunehmender Tiefe. Der See hat in der Tiefe eine hohe Konzentration an CO2 und Methan die bereits für ein Gas-Kraftwerk genutzt wird. Weitere Kraftwerke sind in Planung.
Der Vulkan Nyiragongo ist immer noch aktiv und kann vom Kongo aus besucht werden. Louise, die wir in Äthiopien kennen gelernt haben, sendet uns diese Fotos und Empfehlung.
Copy right@Lou Thaller
Sie schreibt uns: Die Besteigung des Vulkans ist ein beeindruckendes Erlebnis und jeden Dollar wert. Wir holen Infos und Offerte ein und wägen ab.
Copy right@Lou Thaller
Es soll der grösste Lawasee der Welt sein, VISA kann organisiert werden, bewaffnete Ranger stehen zum Schutz der Touristen zur Verfügung, Fahrt, Führer, Koch, Schlafsäcke, Träger usw. wird organisiert, der Vulkan ist ca. 3400 Meter hoch……..wäre schon ein tolles Erlebnis!
Copy right@Lou Thaller
Aber…… wollen wir wirklich in den Kongo einreisen? Was wenn es zwei Tage regnet? Wenn der Krater mit Nebel oder Wolken verhängt ist? Ist Ebola noch ein Thema im Kongo?
Wir werweissen hin und her, wir können uns nicht entscheiden, das Pendel muss uns helfen. Und es antwortet 1 mal mit ja, 1 mal mit nein – super Hilfe!
Ca. 80% der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Sie ist der Motor des ruandischen Wirtschaftswachstums. Die am meisten in Ruanda angebauten Produkte sind Kochbananen, Maniok Yams, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais und trockene Bohnen.
Fast jede Familie bestellt den eigenen Gemüsegarten. Jeder m2 scheint bepflanzt und bewirtschaftet zu sein – und auch Männer arbeiten im Feld.
Neben unserem Campingplatz findet eine traditionelle Hochzeit mit nahezu 1000 Gästen statt. Wir stehen am Zaun und werden spontan ins Zelt eingeladen. Das Brautpaar ist wohlhabend und hat als Unterhaltung das traditionelle Royal Ballet von Ruanda eingeladen. Wir sehen viele schöne Tänze die immer in anderen Kostümen und mit viel Freude aufgeführt werden.
Üppige Hügellandschaft mit vielen Tee Terrassen führt uns Richtung Süden.
Stopp – halt!
Da ist was los! Es wird ein traditioneller Stammestanz geübt, am 31. Oktober kommt hoher Besuch.
Wow, dieser Rhythmus, dieser Ausdruck, diese Lebensfreude – und seht ihr den Knirps hinter dem Tänzer? Mit vollem Einsatz tanzte er die Schrittfolgen energievoll mit.
Die Perücke aus Sisal symbolisiert die Löwenmähne…..
….und bereits die jungen Krieger tanzen in Ekstase.
In Bumba halten wir, von hier aus wollen wir weitere Etappen des Congo Nile Trails laufen.
Was für ein Übernachtungsplatz!
Von den 1000 Hügeln Ruandas laufen wir in 23 km ca. 25 rauf und runter. Landschaftlich ist der Trail sehr schön. Immer wieder fällt der Blick auf den Kivu See, wir passieren kleine Dörfer, flächige Gemüsefelder, und sumpfige Abschnitte.
„Mzungu,“ rufen uns die Kinder hinterher und meinen damit reicher Weisser. Die nächsten 3 Worte sind: „Give me money.“ Wir erhofften uns weniger Bettelei in Ruanda, leider nein.
Müde nehmen wir ein Motorradtaxi die 25 km auf der Hauptstrasse zurück nach Bumba.
Danke Boys für die sichere Fahrt!
Fazit der Woche: Das Land ist sehr strukturiert.
Hallo ihr 2
Ruanda, der Kivu See und seine todbringende Vergangenheit, ein Land in Gegensätzen. Faszinierend und dennoch unbegreiflich, wie so vieles in Afrika.
Vorgestern haben wir auf unserer Mountainbike Tour zu eurem Haus raufgeschaut. Wir fuhren von Alpnach hoch zu Horweli, weiter zum Langis und über Sarnen zurück nach Alpnach. Eine traumhafte Tour bei schönstem Herbst Wetter. Doch nun hat das Wetter gedreht und macht den Weg frei für Nebel und Nieselregen. Ideal, um am neuen Buch über Afrika zu arbeiten.
Wir wünschen euch weiterhin eine erlebnisreiche, sichere Fahrt und geniesst das Privileg des unbeschwerten Reisens.
Mit lieben Grüssen
Ruth und Walter