14.-21.5.2023 Wow hoch 100

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Der Montag gehört wieder unserem ReMo. Wir lassen den DPF ausbrennen und die beiden Lenkgestänge austauschen. Alles klappt erfreulich schnell, in nur einem Tag.

Salta, die Provinzhauptstadt wird 1582 gegründet und ist für ihre spanische Kolonialarchitektur bekannt. Das Zentrum der Stadt ist der Plaza 9 de Julio. Da ist einiges los. Geld wechseln auf dem Blue Markt, Cappuccino schlürfen im Kaffee Martínez, 500 Gramm Filet essen im El Charrúa…..

…. mit Barbara und Wolfgang oder einfach schlendern durch die schöne Stadt, Musik hören, einkaufen und vieles mehr – das alles ist möglich in Salta. Es ist eine Stadt die uns gefällt.

Und wieder heisst es Abschied nehmen von Reisenden. Alle ziehen in eine andere Richtung, nur Timon und wir fahren zusammen weiter in die Puna.

vlnr: Max, Timon, Werni, Heidi, das Geburtstagskind Dario, Céline, Merle

Anschnallen Abfahrt heisst der YouTube Kanal von Merle und Max. Schau doch mal rein. https://youtube.com/@anschnallenabfahrt

Puna ist das Hochland im Nordwesten Argentiniens. Auf Höhen zwischen 3500 und 4500 Metern wollen wir unsere Autos und Körper testen bevor wir ins Hochland nach Bolivien fahren.

Der Beginn unserer geplanten 1100 km Testrundfahrt ist einfach zu fahren und schön.

168 km Asphalt führen hoch zur Stadt San Antonio de los Cobres auf 3800 Meter Höhe. Die Schlucht Quebrada del Toro bietet viel fürs Auge. Farben, Kargheit, Kakteen, Brücken….

…. und immer wieder die Schmalspur des Zuges „Tren a las Nubes“.

Im staubigen Städtchen San Antonio de los Cobres kaufen wir im versteckten Laden, dessen Tür sich nur eine Spaltbreite öffnet für uns, Coca-Blätter. Diese sollen gegen Höhenkrankheit nützen. Der Bahnhof wird neu gestaltet und aufgerüstet für die Fahrt mit dem  Zug zu den Wolken.

Die Strecke führt einst von Salta nach Chile. Heute ist nur noch ein kleines Stück befahrbar, von Cobres zur Spannbrücke und zurück und dieses Teilstück ist eine grosse Touristen Attraktion.

Auf 3800 Meter geniessen wir ein Original Appenzeller Fondue, Timon und seinen Eltern sei Dank.

Trotz Coca ist 3800 Meter eine Höhe, die mein Kopf überhaupt nicht mag. Am Morgen erwachen wir alle drei samt Autos unwohl. Die Letzteren wollen beide nicht anspringen, es ist einfach zu kalt und zu hoch für die Starterbatterie bei minus 4 Grad.

1 h später als geplant fahren wir hoch Richtung Abra de Alto Chorillos auf 4560 Meter. Wir trauen unseren Augen nicht was sich da alles an Lastwagen, Bussen und Sicherheitsfahrzeugen die nächsten 75 km auf mieser Wellblechpiste hochschlängelt.

Ob der Sico Pass wieder offen ist? Was von weitem wie ein See ausschaut, entpuppt sich in Olacapato Grande als riesige Photovoltaik Anlage.

Wir bemitleiden alle, die in diesem Gott verlassenen Nest (Minen- und Stromerzeugungsdorf) auf über 4000 Meter leben und arbeiten müssen. Was wohl abgebaut wird? Wir tippen auf Lithium. Bis zur Abzweigung nach Tolar Grande macht die Fahrt Null Spass.

Doch dann beginnt das Herz vor Freude zu hüpfen, die überschüssige Haut und das schlaffe Gewebe zu zittern, die Augen zu strahlen.

Wir werden ordentlich durchgeschüttelt durch eine faszinierende Landschaft aus Bergen und Kunst, dem Cerro los Colorados entlang.

Die Strasse schlängelt sich in engen sieben Kurven durch eine Welt, die sich für die Kulisse eines Fantasiefilms eignet. Einfach wunderschön.

Wow

Nach strengen 270 km stehen wir vor ihm, dem Cono de Arita, eine Natur-Pyramide inmitten flachem Schollenland, dem Salzsee Arita.

Die Fahrt und die Höhe schaffen uns, wir sind nudelfertig. Apropos Nudeln, hat jemand von euch schon Teigwaren auf einer Höhe von 3300 Metern gekocht?

Für uns eine fremde, faszinierende Landschaft.

Bei 1000 bis 2000 Höhenmetern lassen sich Nudeln gut kochen. Bei über  3000 wird es schwierig weil der Siedepunkt des Wassers bei nur 90 Grad liegt. Die Nudeln sowie die Eier brauchen länger. Der Siedepunkt nimmt alle ca. 300 Meter um ein Grad ab. Ich versuche die Nudeln im Dampfer al dente zu kochen. Trotz Barilla-Teigwaren sind sie mehliger als üblich. Was man nicht alles lernt auf einer Reise.

Timon und mir geht es besser, Werni hat Hals- und Kopfweh, kurzatmig sind wir alle. Die Autos springen an und unser Ziel mit 240 km Schotter ist hoch gesteckt.

Schon nach wenigen Kilometern wissen wir, so weit kommen wir in der heutigen Etappe nicht. Wir halten soviel an um die Bilder der Natur ganz tief in uns zu speichern. Die Fahrt auf bis zu 4000 Meter ist so intensiv an Farben, Licht, Abwechslung und Erlebniss – ein wow löst das Nächste ab – es ist eine wow – wow – wow – wow Fahrt.

Unsere Strasse

Wie durch Künstlerhand mit Magie-Pinsel gezeichnet schimmern Salzkristalle wie hochkarätige Diamanten, die Berge erscheinen wie ein Aquarell auf Leinwand – Glückstränen kullern, schöner geht nicht.

Weit gefehlt! Bei der Laguna Verde kommen noch 1000 wow‘s dazu. In Dankbarkeit und Demut stehen wir vor den verschieden farbigen Lagunen inmitten des Salzsees, umgeben von Bergen in allen Farben.

Wie schön ist diese Welt!

Unsere Sinne sind überflutet….

….wir wollen nicht mehr lange fahren.

Bei der Laguna Ojos del Campo finden wir als krönenden Tagesabschluss einen wow hoch 20 Stellplatz.

Stühle auspacken, die Sonne geniessen, zurück lehnen, Augen schliessen, wenig reden und einfach die tollen Bilder des Tages Revue passieren lassen. So verbringen wir die Stunde bevor Timon für uns ein feines Nachtessen kocht.

Um Mitternacht bestaunen wir den Sternenhimmel der sich über uns ergiesst. Lange stehen wir nicht draussen, es ist zu kalt und das warme Bett ruft.

3300, 4050, 3800, 4640, 3020, das ist das Hoch und Runter von heute. Wir sehen Vicuñas, das kleinste der Kamelarten Llamas, Alpacas und Guanacos. Vicuñas haben die feinste Wolle und ein Kilogramm wird zu Euro 10‘000 gehandelt.

Wir sind in Südamerika angekommen! Die Passfahrten sind so unglaublich schön, dass Afrika langsam in den Hintergrund rückt.

Riesige Lavasteine und ein Kilometer langer pechschwarzer Strom lassen erahnen, wie wild und wütend der Vulkan Antafogasta sein kann.

Wieder Wellblech, wieder Steinpiste, wieder feinster Staub – wieder holper polper – auch diese 28 km Anfahrt nach Campo de Piedro Pomez lohnen sich.

Wer denkt Berge sind Berge, Hochland ist Hochland, Formationen sind Formationen kennt die Puna Argentiniens nicht. Die Landschaft ist so abwechslungsreich und atemberaubend.

Wir stehen inmitten einer weissen Skulpturen-Fläche die uns stark an die weisse Wüste in Ägypten erinnert. Der Campo de Piedra Pomez besteht aus Gesteinen, die Ignimbriten genannt werden und auf den Ausbruch des Weissen Vulkans vor etwa 73’000 Jahren geht.

Diese Ignimbriten sind Ablagerungen einer Mischung aus Gas, Asche, Bimsstein und Bruchstücken sehr heisser Gesteine.

Das allerbeste am Wohnmobil-Reisen ist, dass wir immer inmitten dieser prächtigen Natur übernachten können.

Jeden Abend ein neues Panoramafenster.

Wer will da zeitig ins Bett? Nicht einmal wir als Frühschläfer.

4 Tage Puna, …….

……unser Bänzli hat sich wacker gehalten. Zwar leuchtet das Motorenzeichen und er hat etwas an Leistung verloren, wir sind aber sehr zufrieden mit der ersten längeren Höhentestfahrt.

Von 4000 runter auf 1700, ein kurzer Halt bei der Lagune Blanco bevor es mit Bleifuss zum zweiten Mal nach Cafayate geht. Hier schliesst sich ein erster Kreis, ein magischer dazu.

Und weil sie einfach so putzig sind….

 

 

Fazit der Woche: mehr WOW geht nicht!

 

 

 

3 Kommentare zu „14.-21.5.2023 Wow hoch 100

  1. Liebe Heidi und Werni
    An der Laguna verde habe ich auch schon 1000 wows gemacht, allerdings von der bolivianischen Seite. Ich geniesse die Reise mit euch in vollen Zügen! Danke:-))

  2. Hallo ihr zwei Lieben, jeden Sonntag freue ich mich auf euren Bericht. Es ist so wunderbar mit euch zu reisen 🤩. Umarmung vom Bodensee, Tanja & Armin

  3. Liebe Heidi, lieber Weni
    Es freut uns sehr, dass es Euch so gut gefallen hat und das alles gut abgelaufen ist mit em Bänzli. Wir haben in Curitiba das Niemeyer Museum angeschaut und waren begeistert von der großzügigen Architektur. Betr.der Sorgfalt der Detaillierung hat es noch Luft nach oben, ebenso in der Ausstellung über zeitgenössische Kunst. Dann haben wir eine Stadtrundfahrt gemacht mit dem Touristenbuss. 3 h…. Eine halbe wäre ausreichend gewesen, aber am Sonntag schaut auch keiner eine Stadt an.
    Herzliche Umarmung
    Wolfgang und Barbara

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