Durch unbesiedelte Hochlandschaft umrandet von Tafel- und Spitzbergen erreichen wir die Provinzstadt Cradock die das agrarwirtschaftliche Zentrum der Region ist. Die Dutch Reformed Mother Church im Zentrum ist wohl die grösste Sehenswürdigkeit. Sie ist der Londoner St. Martin‘s in the Field Church nachempfunden.
Der Mountain Zebra Nationalpark rettet die vom Aussterben bedrohten Bergzebras. Das Bergzebra ist ein seltenes Wirbeltier. Es ist kleiner als die Artgenossen, hat eine rotbraune Nase, einen weissen Bauch und fehlende Schattenstreifen. Dadurch erscheinen die Streifen enger aneinander liegend. Heute leben ca. 700 Zebras im Park.
Die Morgenpirschfahrt begeistert uns. Die Naturstrasse schlängelt sich sehr aussichtsreich auf 1600 Meter hoch. Wir bestaunen nicht nur die Bergzebras von sehr nahe sondern die noch nie gesehene schwarzen Gnus und Blesboke. Der Blesbok, auf deutsch Buntbock, ist eine afrikanische Antilopenart der Gruppe Kuhantilopen. Er kommt nur in einem eng begrenzten Gebiet in der Kapregion vor. Nicht nur die Tiere sind immer wieder schön zu beobachten, auch die Landschaft und Vegetation ist immer anders und abwechslungsreich.
Das Schwarz-Gnu unterscheidet sich zum Streifengnu vor allem durch den weissen Schwanz und die Behornung. Ein Hase der wie ein Känguru (Springhase) hüpft haben wir noch nie zuvor gesehen.
Das Eulen-Museum in Nieu-Bethesda im Karoo Land wird uns von Heidys Dog-Gruppe wärmstens empfohlen.
Das Dorf liegt sehr abgelegen, hat Künstler-Charme und Touristenpotenzial. Die sensible, teilweise depressive Künstlerin Helen Martins gestaltet ihr Elternhaus und dessen Umgebung zu einem Gesamtkunstwerk um. Fasziniert vom Thema „Licht” beginnt sie mit farbigen Glasscherben zu arbeiten.
Ihr Haus ist eine Farbexplosion von Fenstern, Wänden, Decken und Textilen.
Im Garten reiht sich eine Skulpturengruppe aus Zement an die nächste. Dabei scheint Helen Martins eine besondere Vorliebe zu religiösen Themen, Eulen, Kamele, Pyramiden, Pfauen und Menschen zu haben.
Von den Dorfbewohnern unverstanden und vom Geschwätz der Leute verletzt zieht sich die Künstlerin immer mehr zurück und begeht im Alter von 78 Jahren Suizid.
Das Theater Stück „the road to Mecca“ feiert grosse Erfolge und zeigt ihr Leben und Schaffen. Helen Martins berührt uns als Künstlerin. Wie nahe grosses Schaffen und klägliches Scheitern beieinander liegen zeigt ihr Wirken und ihre Biografie.
Graaff-Reinet ist die viertälteste Stadt in der Kapprovinz und ist ein wichtiges landwirtschaftliches Zentrum. Schafe blöken im Schatten, grasend auf den Wiesen, am Damm trinkend – Schafe sind überall. So wundert es nicht, dass wir im legendären Stadthotel Drostdy ein sehr leckeres Lammcurry essen.
200 der kapholländischen Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Das Städtchen kommt sehr sympathisch und aufgeräumt daher, sicher ein historischer Glanzpunkt von Südafrika.
Das Valley of Desolation (Tal der Trostlosigkeit) erscheint uns alles andere als trostlos. Schon die ansteigende Anfahrt durch das Tal ist schön.
Ein herrlicher Ausblick über Graaff-Reinet, die Camdeboo Ebene und die berühmten Felsformationen lohnen den Ausflug zum Sonnenuntergang.
Wir können die Touristen Attraktionen der Region abhaken und fahren zurück an den indischen Ozean nach Port Alfred.
Ein Eigenbild darf nicht fehlen 😀
Am Samstag morgen findet der alternativ Markt auf dem Camping Gelände Medolino statt. Gehäkeltes, gestricktes, gezeichnetes, geperltes, genähtes und gekochtes kann von Jungen bis Alten im indian Schlabberlook und kunstvoll tätowierten Gliedmassen abgekauft werden. Zum Glück haben wir wenig Platz im Bänzli, ich sehe die Gekos aus Draht auf dem Kies unserer Heimterrasse rumkriechen und die Vögel aus Holz über das Sarnertal fliegen. NEIN – ist unsere Vernunftantwort – kein Platz!
Port Alfred, das Marina, ist ein Ort für die Schönen und Reichen. Jedes Haus auf den Inseln im Kowie River hat Fluss- und Strassenanschluss und einen Privaten Bootssteg. Marina ist streng bewacht, wir dürfen nicht rein für einen Spaziergang.
Dieses Haus steht zum Beispiel zum Verkauf für CHF 600‘000. Für Südafrika eine enorme Summe, in der Schweiz bekommt man keine Wohnung dafür.
Weiter Richtung Port Elisabeth fahrend stoppen wir vor den Sanddünen und laufen in 30 Minuten zum Díaz Cross. Kwaaihoek, auch bekannt als False Island, ist eine hohe Landzunge, die ins Meer hinausragt. Auf der Spitze der Landzunge errichtet Bartholomäus Diaz, der berühmte portugiesische Seefahrer und Entdecker des Kaps, am 12. März 1488 ein Kreuz. Eine Nachbildung wird später an selber Stelle errichtet.
Was für eine schöne Wanderung. Barfuss durch den feinen Sand, die Seebrise im Haar, angenehme Temperaturen und das Kreuz am äussersten Punkt das wie ein Fels in der Brandung steht.
Richard Koechli, den ich nicht nur wegen seiner Musik liebe sondern auch wegen seinem wachen Geist, schreibt über den Konflikt in der Ukraine ganz zum Schluss seiner Betrachtungsweise, ich zitiere:
Und auf der dritten Ebene … eine weltweit und breitangelegte Fürbitten-Aktion. Beten, ja, und zwar auch für den Feind. Das mag jetzt lustig klingen, doch ich bin überzeugt, dies hätte eine überraschende Wirkung – die ganze Welt, 7 Milliarden Menschen, beten für die Ukraine UND für Putin – das kann in der geistigen Welt unmöglich wirkungslos bleiben, wenn wir auch nur ein klitzeklein wenig mehr sind als bloss Roboter. Der Koechli spinnt, darf man jetzt ruhig rufen. 🙂 Ich lache mit – und rufe gleichzeitig: Wenn ich’s nicht im eigenen Leben erfahren hätte, wie Beten für einen Feind urplötzlich eine Situation vollkommen entschärfen kann – würde ich kaum auf solch verwegene Ideen kommen. Die Regel ist denkbar einfach, wie immer: Wer’s nicht probiert, kann nicht mitreden, darf hinterher nicht ernsthaft behaupten, es hätte unmöglich funktionieren können …Das war’s von mir. Herzlich und alles Gute: Richard Koechli
Ich kann mir keinen schöneren und passenderen Ort vorstellen um ein Gebet für den Frieden, die Ukraine, Putin und uns alle zu sprechen. Bevor wir wieder zurück laufen, findet Werni noch einen Stein. Rock.ZA – Steine die man kauft, irgendwo in der Natur platzier und wer sie findet versteckt sie wieder irgendwo oder behält sie.
Fazit der Woche: Scherben und Steine bringen Glück!