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In der Wüstenstadt San Pedro de Atacama hängen wir 1 Tag faul rum. Lesen, Bolivien vorbereiten oder einfach am Pool sitzen tut gut. Von allen Seiten führen Asphaltstrassen zur 2000 Seelen Oase, im Städtchen selber gibt es nur Staubstrassen.
Im 15. JH die Inkas, im 16. JH die Spanier – ist San Pedro de Atacama der Stützpunkt derer Eroberungszüge. Im 19. JA lebt die Siedlung von vorbei ziehenden Karawanen die Vieh und Güter zu umliegenden Minen, Städten und Häfen transportieren. Heute lebt die Stadt vorwiegend vom Tourismus. Die Tourismus Branche ist fest in den Händen von Ausländern oder reichen Chilenen. Aussteiger aus Europa leben mit ihren Devisen ein gutes Leben hier und bauen sich Neue Existenzen – auf der Strecke bleiben die Ureinwohner von San Pedro die wenig abbekommen von der rasanten Entwicklung der Stadt. So kommt es immer wieder zu Ausschreitungen zwischen Atacameños und den Tourismus Organisationen zB. wegen der Wasserrechte, Eintrittsgeldern usw.
Auch wir sehen uns die Sehenswürdigkeiten rund um San Pedro de Atacama an. Der Sonnenuntergang im Valle de la Luna gilt als ein Muss. Wir sehen uns die Mondlandschaft an, die Formenwelt, die Dünen, das Eindämmern.
Die Ruinen der Festung Quitor können wir zu Fuss besuchen. Der Aussichtspunkt bietet eine grandiose Sicht auf die Stadt, über die Salzkordillere und eine beeindruckende Vulkankette, allen vorab der Vulkan Licancabur.
Das Valle Arcoiris zeigt Felsmalereien von Lamas, Füchsen, Menschen usw. Im Tal selber laufen wir durch schöne Felsformationen in schönen Braun- und Grüntönen.
Wir machen uns parat für den frühen Besuch der Geysire El Tatio. Um 7 h sollen die Dämpfe besonders schön sein.
Wir übernachten Auf 4100 Metern, 20 km vor El Tatio. Die Nacht ist bitterkalt, minus 20 Grad. Das Wasser in den Flaschen gefriert, eine dicke Eisschicht legt sich über die Innenseite der Frontscheibe, kein Mensch will wirklich unter der warmen Decke hervorkriechen.
Trotz Kälte wollen wir um 05.30 Uhr losfahren um den Sonnenaufgang in El Tatio zu sehen. Und was noch besser ist, wir wissen, dass Marlis und Kurt dort auf uns warten.
Unser Plan wird arg vernichtet, beide Autos springen nicht an. Bei uns ist es ein Zündungsfehler, der Schlüssel lässt sich nicht mehr drehen. Mit 3 h Verspätung kommen wir in El Tatio an, der Morgenzauber ist verflogen.
Ein schönes Abendessen mit allen hebt die Stimmung an, das Problem mit unserer Zündung bleibt. Lange können wir den Schlüssel nicht drehen, dann plötzlich funktioniert das Starten wieder. Jetzt stecken wir in der Klemme. So können wir nicht ins Hochland und in die Abgeschiedenheit von Bolivien fahren.
Die nächste Mercedes Garage in Calama bietet uns einen Termin in 5 Tagen an. Bänzli springt, oh Wunder an, wir fahren die 100 km nach Calama. Jonathans Garage soll uns früher helfen. Er ist sehr nett, hilfsbereit aber überfordert. Wir stehen mehrere Stunden an einer Hauptstrasse vor seiner Garage – Bänzli liegt in Narkose.
Werni und Jonathan fahren zur Mercedes Garage. Unser Auto muss abgeschleppt werden, frühster Termin in 5 Tagen, von den Kosten mag ich gar nichts schreiben. Am Freitag Morgen springt der Sprinter an. Wir fahren zur Mercedes Garage. Bänzli wird getestet, er zeigt mehrere Störungen an. Warten den ganzen Tag macht schon kribblig.
Calama ist eine Kupferminenstadt mitten in der Wüste. Sprinter gibt es hier zu Haufen, entsprechend überfüllt ist die Garage mit Aufträgen. Die ELV (elektronische Lenkradverriegelung) und EZS (elektronisches Zündschloss) müssen ersetzt werden und zwar mit deutschen Komponenten. Wir nehmen Kontakt mit unserer Garage in der Schweiz auf, wir bekommen Reparaturanleitungen und Kostenangaben. Wahrscheinlich sei es nur der Verriegelungsstift der verklebt sei. Davon will Chile nichts wissen, hier wird nicht getüftelt, hier werden nur ganze Einheiten ausgetauscht. Vielleicht hat Santiago de Chile die Teile an Lager, vielleicht müssen sie aus Europa eingeführt werden. Zeitrahmen 5 bis 30 Tage. Waaas? Leer schlucken, hinsetzen, verdauen.
Am Freitag Abend kommt die gute Nachricht. Die Original deutschen Komponenten sind in Chile erhältlich. Am Montag sollten sie in Calama sein, bis Mittwoch sollte Bänzli wieder zum Leben erwachen.
Wir mieten uns in ein Stadthotel ein. Calama ist gar nicht so scheusslich wie zuerst angenommen. Es gibt eine autofreie Flanier- und Einkaufszone und noch wichtiger, es gibt viele nette Restaurants und sehr gute Einkaufsmöglichkeiten. Wir suchen Sicherungen für Timon, eine Heizdecke für uns und vieles mehr.
In San Pedro de Atacama warten Timon, Marlis und Kurt auf uns. Das wollen wir nicht, wir schaffen das Hochland von Bolivien auch alleine. Timon hat die Chance, mit einem jungen CH Paar die Lagunen Route zu fahren. Auf Wiedersehen Timon, die 4 Wochen mit dir waren echt schön und wir freuen uns für dich, dass du mit jüngeren Overlander reisen kannst.
Marlis und Kurt warten nicht nur auf uns, sie unterstützen uns mit viel Info ihrer Garage, Telefonaten und heute Sonntag stehen sie plötzlich in Calama um uns moralischen Beistand zu leisten. Wir essen zusammen, lachen viel, planen Bolivien und hoffen ganz fest, dass wir nächsten Donnerstag zusammen losfahren können. Danke ihr zwei, wir sind überwältigt.
Chuquicamata liegt 15 km ausserhalb von Calama und ist die grösste Kupfermine der Welt. Chuquicamata, einst eine Kleinstadt, werden deren Bewohner wegen des Kupferabbaus 2004 in eigens für sie errichtete Wohnviertel in Calama umgesiedelt.
Die Kupfermine wird 1912 durch die US-Firma Guggenheim Bros. in Besitz genommen. 1915 beginnt die Kupferproduktion. Mit der Verfassungsreform 1971 wird die Kupferproduktion durch die Regierung von Salvador Allende verstaatlicht und seitdem gehört die Mine dem chilenischen Staatsunternehmen Codelco (Corporacíon Nacional del Cobre de Chile). Täglich werden aus ca. 180.000 Tonnen Gestein mit einem Kupfergehalt von 1,5 % bis zu 2500 Tonnen hochprozentiges Kupfer gewonnen und auf langen Eisenbahnzügen über Calama in den Hafen nach Antofagasta gebracht. Von dort aus wird es weltweit exportiert.
Das wüssten wir alles nicht, wären wir nicht in Calama gestrandet.
Fazit der Woche: Alles hat seinen Grund