12-19.3.2023 Schweizer Treffen

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Chile, was uns als Erstes auffällt: Es ist teuer hier, der Benzin kostet fast das Doppelte wie in Argentinien, die Chilenen verschlucken viele Endungen und machen das Verstehen für uns schwer, Ordnung halten ist nicht ihre Stärke. Sie sind nett und hilfsbereit, es regnet viel.

An einem Hügel klebend, an der Zunge vom Kanal Montalva und ohne Strassen ist das Dorf Tortel, ein ehemaliges Holzfällerdorf, etwas ganz besonderes. Verbunden sind die oft geschindelten Häuser über ein Stegnetz von über 10 km mit vielen, vielen Treppen. Nichts für alte oder gehbehinderte Menschen und wie um alles in der Welt machen es Mütter mit mehreren Kindern?

Vor einigen Jahren erst wird Tortel mit einer Strasse erschlossen bis zum grossen Zentral-Parkplatz. Seither haben auch Touristen das schöne, unikate Dörflein entdeckt und überfluten es an Wochenenden.

Restaurants, gemütliche Café’s, kleine Geschäfte, Bäckereien, Schreinereien die Schindeln und Kunst herstellen, Souvenirs, viele Herbergen und Hostels  – das Dorf ist  aufgerüstet.

Wir haben Wetterglück und laufen bis zum Hafen, wo wir vor 3 Tagen morgens um 5 Uhr mit der Fähre anlegen um Holz abzuladen. Wir sehen ein junges Paar das mit einer Schubkarre genau dieses Holz verteilt. „Warum kauft ihr Holz aus Puerto Natales das 1000 km südlicher liegt,“ fragen wir sie? „Ihr habt doch unendliche Wälder hier?“ „Dieses Holz ist trocken,“ antworten sie – hier in Tortel regnet es fast immer.

Dichtes Unterholz duckt sich unter Regenwald. Es sind Farne, Fuchsien, Bambus, Hagenbutte und Nalca Pflanzen, deren Blätter wie Riesen-Rhabarber aussehen.

Mir haben es vor allem die Fuchsien angetan. Mein Dädi hat mir immer wieder Stecklinge von seinen prachtvollen Fuchsien geschenkt deren Blüten soviel Ähnlichkeit mit dieser wilden Art haben.

Kleine Passfahrten, dichte Wälder, Sümpfe, Flüsse, Moore, Seen, verschneite Bergspitzen – die Piste schlängelt sich durch herrliche Landschaft und selten verschönern ein paar Sonnenstrahlen die Naturfarben.

Eine Art Moos wird geerntet und in vielen Säcken am Strassenrand zum Abtransport parat gelegt. Nahrungsergänzungsmittel, Isolation, Nährboden – für was es wohl verwendet wird?

Cochrane meint es gut mit uns. Wir finden Sauerkraut, Speck und Rippli – können Dollar wechseln, Wäsche abgeben und finden einen schönen Übernachtungsplatz am Fluss und…….  es regnet nicht!

Das Städtchen hat eine gute Schwingung, schöne Häuschen zieren Strassen mit klingenden Namen wie Esmeralda, Doctor Steffens, Valentin und die Bewohner grüssen und herzen sich. Modernes Wohnen und ein neues, modernes Spital weisen auf eine verheissungsvolle Zukunft mit Wachstumshoffnung hin. Attraktionen gibt es keine – trotzdem gefällt es uns hier.

Die Ruta 7, wie die Carretera auch genannt wird, folgt jetzt dem Rio Baker über viele Kilometer der sich leuchtend türkis in gegengesetzte Fliess-Richtung windet. Die Farben des Flusses sind fantastisch und seine Stromschnellen lassen das Herz eines jeden Rafters höher pochen.

Die Carretera lässt sich ab Bertrand mit ca. 25 km/h befahren. Wären da nicht die grandiosen Ausblicke über den See General Carrera in kitschigem türkis, den schneebedeckten Gipfeln, und dem saftigen Grün könnte es dem Fahrer echt verleiden.

Werni meint ironisch: „Bei jedem Strassenloch bekomme ich Kopfschmerzen.“ Die Farben des grössten See Chiles, fast 190 km lang, (ca 6 mal so gross wie der Vierwaldstättersee) haben wir schon auf der argentinischen Seite bewundert.

Wer beobachtet wen?

„Ist das schön,“ rufen wir immer wieder und diese Begeisterung begleitet uns bis zum Puerto Marmol. Von dort möchten wir eine Bootsfahrt zu den Marmorhöhlen organisieren.

Oh, da steht bereits ein Wohnmobil mit AG Nummernschild. Und so lernen wir Heidi und Robi kennen, das sympathische Paar vom Mutschellen das seit 2012 reist. Beim Aperitif sprudeln die Worte einmal mehr in alle Richtungen.

Im nur deutsch sprechenden Boot, es gesellen sich noch 3 deutsche Bürger dazu, tuckern wir um 10.30 h bei strahlendem Sonnenschein los zu den Höhlen, der Marmorkapelle und Kathedrale. Die Felsformationen in Ufernähe reflektieren das Licht in wunderbarer Weise.

Tolle Fotos entstehen, die Höhlen gehören sicher zum Pflichtprogramm. Die Farben, Formen und Linien erinnern mich an einige Bilder von Franz Bucher und unsere Fotos erscheinen kitschig.

Obwohl wir gewarnt werden, dass zur Zeit zwei Strassenabschnitte wegen heftigem Regen nicht passierbar sind, machen wir uns auf ins Valle de Exploradores. Wir möchten 85 km später eine Schifffahrt zur Laguna San Rafael buchen. Die 2 schwierigen Passagen sind geflickt, doch bei der allerletzten Brücke, 10 km vor dem Ziel, ist Schluss.

Die Maximal Höhe ist 2.50, wir haben 3 Meter. Scheisse! Wir versuchen Einheimische zu überzeugen, für uns die Schranke zu öffnen – erfolglos.

Die Fahrt hat sich trotzdem gelohnt. Die Landschaft ist so wunderschön und unberührt dass wir immer wieder anhalten und staunen. Die geplante Wanderung zum Gletscher fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Zurück in Puerto Rio Tranquilo treffen wir 2 Basler, einer lebt seit 30 Jahren in Chile. Von ihm bekommen wir den Tipp, Puerto Sánchez anzusteuern. Das Wetter wird besser. Die Strasse windet sich über einen Pass und runter nach Sánchez, es ist eine Fahrt der Superlative mit immer wieder tollen Aussichtspunkten über den See.

Im Camp treffen wir Lis und Armin aus Bern. Was sind wir Schweizer doch für ein reisefreudiges Völklein. Sie sind Richtung Ushuaia unterwegs.

In Sánchez bilden ein paar Häuser und 1 Hafen ein Dorf ohne Einkaufsladen – ohne Pfarrer dafür mit überdimensionalem Kinderspielplatz und Miniflughafen.

Es ist so ruhig hier dass wir 1 Tag Fahrpause machen. Auch von hier aus werden Bootstouren zu den Marmorhöhlen angeboten. Da das Wetter nicht schöner sein könnte buchen wir auch diese Tour und geniessen ein zweites Mal dieses Naturwunder.

Zusammen mit sympathischen Bernern macht das Erkunden einfach doppelt Spass. Bei dieser Tour dürfen wir zu Fuss in eine Höhle von ca. 100 Meter rein, nochmals ein anderes Erlebnis.

An alle lesenden Overlander: Bucht die Höhlen von Puerto Sánchez aus und nur für den Morgen (siehe iOverlander)

Schon wieder schönes Wetter! Von warm sind wir aber noch weit entfernt.

 

 

Fazit der Woche: so viele nette Schweizer bringen uns ein Stück Heimat.

 

 

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