Ein touristischer Teil von Südafrika liegt vor uns, nämlich die Garden Route. Alle Südafrikanerinnen sprechen in Superlative von diesem Küstenabschnitt.
Die Bezeichnung Garden Route verlockt zu der Annahme, Blumenpracht in Fülle und bezaubernde Gärten vorzufinden. Der Name täuscht, weisse Sandstrände, tropische Wälder, tiefe Schluchten und Lagunen bilden ein Naturparadies voller Kontraste. Offiziell erstreckt sich die Garden Route von Port Elisabeth bis zum Örtchen Mossel Bay.
Jeffrey’s Bay ist ein schönes Städtchen und eine Surfhochburg. Testosteron liegt in der Luft! Durchtrainierte Körper mit kräftigen Oberarmen, Zigarette zwischen den Lippen in lässigen Surfer Klamotten tummeln sich in Pubs, Strassenkaffees und Strand. Hier ein Appell an alle Singel Mädels. Es gibt ganz schön was zu sehen hier und das in allen Altersgruppen.
Wir bekommen eine WhatsApp Nachricht von Linda. Wir haben sie und Matthias vor 3 Jahren in Nairobi auf Hochzeitsreise kennen gelernt. Aus unserem Blog entnehmen sie, dass wir in der Nähe von Port Elisabeth sind. Auch sie reisen zur Zeit durch Südafrika. Nach ein paar Nachrichten hin und her finden wir heraus, dass auch sie in Jeffrey’s Bay sind und innerhalb von 10 Minuten sitzen wir gemeinsam am Kaffee. In der Zwischenzeit sind sie zu dritt. Danke ihr 3 für die schöne Begegnung und auf Wiedersehen.
Am Storms Fluss im Tsitsikamma Gebiet starten zwei weltberühmte Wanderwege. Der Tsitsikamma (72 km) und Otter Trail (48 km). Die Organisation ist kompliziert. Es muss Monate voraus gebucht und es darf nur in östliche Richtung gewandert werden. Wir laufen eine kleine, 3-stündige Etappe der Otter Wanderung und erlauben uns, auch westwärts zu laufen. Es gibt immer wieder Abschnitte, wo wir über Felsblöcke balancieren und von Stein zu Stein hüpfen. Es ist nicht heiss, tolle Ausblicke auf den indischen Ozean und Klippen, abwechselnd mit Waldpartien, machen die Wanderung lohnend. Wir bekommen einen ersten Eindruck der Garden Route.
Die 2. Wanderung führt zur Mündung des Storms Flusses über 3 imposante Brücken und wieder zurück. Stufen rauf und runter in 2 Stunden, wieder schöne Meerblicke und perfekt angelegte Wanderwege. Mit Kanus paddeln Jugendliche den Fluss hoch, gar nicht so einfach wie wir lachend beobachten.
Vom Besuch des grossen Baumes (Big Tree) versprechen wir uns nicht viel. Wir lassen uns positiv überraschen. Der Hauptbaum liegt inmitten herrlichem Urwald und er darf als Kraftbaum bezeichnet werden. 1000 Jahre alt, (seine Memoiren wären weit spannender zu lesen als zB. die von Prinz Harry😀) 36 Meter hoch, Durchmesser des Stammes im Schnitt 8.5 Meter und einer Kronenweite von 33 Metern stehen wir ehrfürchtig unter dem Baum und tätscheln den Riesen sanft.
Auf dem Weg zum Wolf-Gehege treffen wir in Gegenrichtung ein Paar, welches wir kennen. Beim Besuch sehen sie nur 1 Wolf, einen völlig unmotivierten Führer, einen überrissenen Eintrittspreis – der Besuch sei nicht lohnend. Umdrehen und weiter fahren. Wir übernachten im privaten Garten von Chris im nächsten Dorf, er kennt die Rigi und liebt den Vierwaldstättersee. Unglaublich!
Lynn und Gys aus Johannesburg sind auf dem Weg nach Mossel Bay. Wir hoffen auf ein Wiedersehen. Sie geben uns den Typ vom Weltkulturerbe Park Baviaanskloof, Pavianschlucht.
Weg von der Küste fahren wir durch riesige Orangenplantagen zum Tor der Paviane. In Hankey soll Bänzli vom Meersalz befreit werden, wir brauchen eine gute Waschanlage. Bei einem Schild „Car Wash“ fragt Werni den jungen Mann: „hast du einen Hochdruckreiniger?“ „Nein,“ seine Antwort und wir wollen schon weiter fahren als der Junge in zerlumpten Kleidern bettelt: „bitte Sir, lassen sie mich das Auto waschen, bitte – ich wasche es sauber, bitte lassen sie mich die Arbeit machen. Er erreicht Wernis Herz, der Junge packt seine Utensilien, rennt uns 300 Meter voraus und bringt uns zum Feuerwehrhaus. Dort gibt es einen Schlauch und Wasser. Bei brütender Hitze und mit einfachsten Mitteln wäscht und poliert der Junge unser Auto – Werni hilft ihm dabei – ich beobachte den willigen und fleissigen jungen Mann, ich schätze ihn auf ca. 18 Jahre, und bin zu Tränen gerührt. Soviel Wille und Entschlossenheit aus dem Elend raus zu kommen stehen in seinem Gesicht geschrieben. Er verdient eine kalte Cola, Hosen und Leibchen von Werni und 100 Randen (CHF 6).
Kurz vor dem Ost Eingangstor zur Baviaanskloof finden wir einen echt tollen Campingplatz mit privatem Spülbecken. Spontan legen wir einen Arbeitstag ein, Kühlschrank abtauen, waschen, Schubladen putzen, Körperpflege und zum Ende des Tages schwimmen im kühlen natürlichen Teich. Das Leben ist schön ……
Die ersten 60 von 110 km im Park sind fahrtechnisch ganz schön fordernd aber traumhaft schön. Den Baviaans Pass hoch und runter, den Grassneck Pass hoch und runter, alles eine …..
…..einspurige Naturstrasse mit Auswaschungen, Löchern, Steinen und Wasser. Mit 15 km/h können wir trotzdem die Berglandschaft, Hochebenen, Blumen und die sehr scheuen Paviane geniessen.
Der Kap-Beiwurz begleiten uns als Blumenallee während der ganzen Fahrt.
Einen Besuch im unikaten Veros Kaffee mit leckeren Sandwiches gibt uns eine Schüttelpause – auf besserer Strasse erreichen wir nach 110 km das Traumcamp Uitspan.
Umgeben von Felsen mit privater Toilette und Dusche mit einer bombastischen Aussicht geniessen wir die Privatsphäre. Trotz Müdigkeit wandern wir schnell in 1 h auf den Hausgipfel. Unser zusammengestauchtes Skelett braucht etwas Bewegung. Wow, schön da oben – mit einem Bogen der für spektakuläre Fotos sorgt.
Ganz schön mutig mein Werni!
Am Sonntag morgen regnet es in Strömen. Wir wären noch gerne länger im Camp geblieben. Es ist jedoch ideales Fahrwetter. So entscheiden wir, zurück an die Garten Route zu fahren und dort an der Küste weiter zu machen, wo wir gestoppt haben nämlich in Storms River.
Fazit der Woche: Schön wenn man zwischen Meer und Berge abwechseln kann!
Schöner Bericht und schöne Bilder. Liebe Grüße aus Walvis Bay. Jan