24.4.-01.05.2022 völlig entspannt …

Ankommen in Namibia! Wir haben letztes Jahr in 4 Monaten vom Land schon echt viel gesehen. Völlig entspannt starten wir am Oranje Fluss, weder zum Bankomaten rennen noch SIM Karte Beschaffung ist uns wichtig. Einfach durchhängen, fast nichts tun – auf dem Fluss paddeln, schwimmen, lesen, schlafen, essen, trinken und nach Pisten suchen die wir noch nicht gefahren sind. Süsses Nichtstun halt.

Am Camp-Ufer fischt George. Geduldig, meditativ, wie ein ZEN Meister, wirft er Köder aus und zieht den leeren Haken wieder ein. Er zelebriert Fisch-Yoga. Stunden sitzt er am Fluss, Bescheidenheit und Güte zeichnen sein faltiges Gesicht. Grosse Karpfen zappeln manchmal an seiner Angel, er befreit sie vom Haken, ein Trophäenfoto wird geknipst, er küsst die Fische, streichelt über ihre Schuppen und entlässt alle wieder in die Freiheit. Fischen einmal anders!

Durch endlose Weite mit Null Verkehr fahren wir auf Pisten nach Karasburg. Es staubt zwar wieder aber ich ziehe die Partikel wie Lebenselixier ein. Wie ich die unbewohnte Landschaft in seinen Wüstenfarben und positiven Schwingungen liebe. Intuitiv nimmt der Tourist die Stimmung eines Landes und deren Menschen wahr. Es entstehen Vorlieben oder zögerliche Zuneigungen. Namibia berührt unsere Herzen definitiv.

Die Beschaffung eines Datenpaketes ist immer wieder ein Erlebnis, vor allem in kleineren Städtchen. Mit Ach und Krach schaffen wir es, Guthaben auf unsere SIM zu laden und diese in Daten umzuwandeln. Das Personal vom Spar und vom angrenzenden Bestattungsinstitut, das als Nebengeschäft auch MTC (Netzanbieter) Daten verkauft, sind super freundlich und hilfsbereit. Unseren Rauter bringen wir trotz geballter Ladung an Fremdwissen nicht zum Laufen.

Wir ändern die Route, anstelle einer Wüstenfahrt lösen wir in Keepmanshoop (15’000er Stadt) unerwartet schnell unser Internet Problem. Die Fahrtrichtung Lüderitz stimmt. Das alte Kalkofen Camp liegt verlassen wie Saint Exupérys verschollenes Flugzeug. Es gibt ein Haus mit dem Namen „Simplon Garage“ und eine Hütte die Goms heisst, der frühere Besitzer des Areals – ein Schweizer.

Wir rücken mit unseren Stühlen zur Seite, es kommt ein weiterer Camper der Füchse und Hasen sucht. Alex, der Fahrer ruft uns zu: “Ich chumä durä.“ Alex lebt seit 18 Jahren in Namibia und kennt einige Leute aus Obwalden.

Das Dorf Bethanie ist geprägt von der Lutherischen Kirche, hier steht das älteste, von Europäern erbaute Steingebäude (Schmelen Haus) aus dem Jahr 1814. Zuerst versuchen englische Missionare, später Deutsche, die Seelen der „Ungläubigen“ zu retten.

Schmelen Haus

Heute leben keine Missionare mehr hier, die 3 Dorfkirchen sind aber Zeugen der Vergangenheit. Wir bekommen eine Führung durch das alte Haus und die älteste Kirche vom hiesigen Dorfpfarrer.

Grössenwahnsinnige und Spinner hat es schon immer gegeben und gibt es noch. Das Schloss Duwisib gehört – seiner Optik, Lage und Entstehungsgeschichte wegen – zu den skurrilsten reichsdeutschen Kolonialbauwerken und erinnert an eine Festung.

Seine Entstehung verdankt der Bau dem sächsischen Artillerie-Offizier Hans-Heinrich von Wolf und seiner stinkreichen Ehefrau aus Amerika.

Auf Grund der vielen Wandbilder gehört sein Herz aber mehr der Zucht von Vollblutpferden als seiner Frau – höchstens ihrer Geldbörse.

1914 erreicht von Wolf die Nachricht vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Er meldet sich zum Kriegsdienst, fällt 1916 in Frankreich, seine Frau kehrt nie wieder nach Afrika zurück.

Unser Führer durch das Schloss 

In den 1970er Jahren geht das Castle in Staatsbesitz über. 1991 wird es vollständig und stilgetreu renoviert und ist heute für Tagesbesucher geöffnet.

An einer Tankstelle in Maltahöhe lächelt uns ein Paar breit an. „Hallo Obwalden,“ rufen sie uns zu. Es ist ja inzwischen fast alltäglich, dass wir Schweizer treffen. Tschümperlins sind für 2 Wochen zu dritt unterwegs und Manuela hält ein Etui in der Hand, dessen Farbe ich kenne. „Arbeitest du im Reisebüro Rilex?“ frage ich sie. Das ist ja der Oberhammer – sie ist eine Arbeitskollegin meiner Nichte Gerda, arbeitet aber in der Filiale Brunnen. Was da nicht alles zu fällt?

Während Werni unseren Autowasch im Blickwinkel behält beobachte ich die Menschen vom Städtchen Mariental. In welcher Gegend der Stadt sind wir denn da gelandet? Da raucht und trinkt eine schwangere Frau, es riecht verdächtig nach der Süsse von Marihuana, leicht bekleidete Damen machen sich an die Wäsche der Männer, Billiard Kugeln knallen gegeneinander, grobe Gesichter unterhalten sich laut – und das um 15 Uhr am Nachmittag. Jetzt muss ich aufpassen dass mir Werni nicht abhanden kommt😀.

Schon beim Einschreiben werden wir informiert, dass es heute Abend laut wird im Camping. Eine afrikanische Band spiele. Wow – freue ich mich – und sehe visuell schon den Rasta Mann liebevoll seinen Bass zupfen, die Sängerinnen ihren Knackarsch zu heissen Rhythmen schütteln, tolle Marimbo- und Perkussionseinlagen – meine Wunschfantasie kennt keine Grenzen.

Nicht „Friday night fever“ sondern schreien ums Überleben scheint die Musikrichtung des weissen Lokalmatadors zu sein. Zu Musik aus der Büchse steht der Sänger mit „Hauptsache glücklich“ Vibration alleine auf der Bühne und lässt sich von seinen Fans feiern. In Modern Talking Takt scheint der Sänger auf Kriegsfuss mit der Tonleiter zu stehen und wir beschliessen, ab sofort Musik zu hassen.

Musik ist übrigens eine grosse Begleiterin auf unserer Reise. Von Cohen über Willy de Ville, Amsterdam Klezmer über Ben Harper, The Teskey Brothers über Dani Klein, von BossHoss über Gregory Porter, und natürlich viel Schweizer Musik wie Koechli, Fankhauser, Sina, Polo, Vera usw. usw. versüsst uns lange Fahrten und friedvolles Schweigen.

Zwei stolze Güggel, ich finde beide äusserst hübsch und liebenswert.

Er scheint uns zu mögen, wie ein dressierter Hund läuft er hinter uns her. Er bewacht und verteidigt mit lautem Krähen unseren Campingplatz. Sollen wir ihn mitnehmen?

 

 

 

Fazit der Woche: Noch mehr Entschleunigung geht nicht! 

 

 

 

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