19.-26.3.2023. Wanderwoche

Das einstige 500 Seelen Dorf Villa Cerro Castillo hat sich zu einem Mini-Touristenstädtchen entwickelt. An der Tankstelle treffen sich Motorradfahrer zum Tanken, Austausch und WiFi Benutzung. Eine berühmte Wanderung hoch zum Cerro Castillo lassen Hiker anreisen.

3 Tage Fahrpause sind geplant, 2 Tage wandern obendrauf. Nur haben wir keine Lust auf Radiowanderungen im NP. Wir ziehen los in entgegengesetzte Richtung, übersteigen Bäche, Brücken, Gatter bis mehrere bellende Hunde unsere Ankunft melden.

Ein zahnloser Gaucho teilt uns mit, dass wir auf seinem Privatland wandern. Mit süssem Lächeln erklären wir ihm, dass auf MAPS.ME ein Wanderweg eingezeichnet ist, das GPS uns durch sein Land führt, wir gerne einsame Wanderwege laufen, die Landschaft bezaubernd ist……

Er lässt sich erweichen, erklärt uns den Weg und wir sollen uns beim Zurücklaufen bei ihm abmelden. Machen wir doch gerne lieber Zahnloser.

Keine Menschenseele begegnet uns auf der 5 stündigen Wanderung. Es ist einfach nur schön. Sie dient als Vorbereitung zur 7 – 8 h Wanderung hoch zu den Schlosszacken.

Einmal Bergler, immer Bergler. Beide aufgewachsen am Fusse des Buochserhorns, sind Berge für uns wie Magnete. Es ist klar, wir wollen hoch zum Cerro Castillo. Schon früh schrillt der Wecker. Warm eingepackt (2 Grad) bezahlen wir den Eintritt, stolze USD 45. Im Lenga-Südbuchenwald verfärben sich die Blätter rostig, Bäche in Trinkwasser Qualität sprudeln uns entgegen, wir fühlen uns gut und wir kommen zügig forwärts.

Da hoch wollen wir

Konstant haben wir die Schlosstürme vor Augen – es ist noch weit. Nach km 5.5, 3.5 h Aufstieg und 30 Minuten vor dem Ziel müssen wir tatsächlich unsere Eintrittskarten vorweisen. 700 Höhenmeter liegen hinter uns, 400 vor uns – ab jetzt wird es richtig steil und steinig.

Nach 4 h, mit 2 Pausen, schauen wir runter auf die Lagune und hoch zum stolzen Berg – wir haben das Ziel erreicht.

Schwarzer Granit, viele kleine, grosse, spitzige Türme und ein weisser Krawattenknopf aus Eis und Schnee, das ist der 2675 Meter hohe Cerro Castillo – der Mächtige, Imposante, Beeindruckende!

Das obligate Gipfelfoto ist geschossen, der Berg ausgiebig bestaunt, Stärkung im Magen und hoffentlich in den Muskeln, folgt der Abstieg. Wir schaffen ihn in 2.5 h aber ehrlich – unsere Beine schlottern, brennen, stöhnen und wir sind so was von kaputt, dass ich vor dem Kochen 15 Minuten Beine strecken brauche.

Heute ist Weiterreise geplant. Dann bekommen wir eine Sprachnachricht von Barbara und Wolfgang aus der Schweiz. Sie sind Richtung Süden unterwegs und treue Blog-Lesende. Gerne warten wir auf sie.

Ich habe Zeit ein Brot zu backen und während ich knete lugt die erfrischende Anne-Sophie in unser Auto und beginnt in süssem Westschweizer Akzent mit uns zu plaudern. Ihr Freund Christopher gesellt sich dazu, ein Profi Fotograf der während der Reise arbeitet. (schallerphotographs.com) Sie sind seit Jahren mit ihren Tourenrädern unterwegs – eine andere Liga – wir ziehen den Hut.

Barbara und Wolfgang sind zwei nette, pensionierte Zürcher. Treffen sich Reisende, ist eine starke Verbundenheit von der ersten Minute an da und es fühlt sich an als ob man sich schon ewig kennt. Genau so ist es mit Barbara und Wolfgang. Wir essen zusammen, plaudern und ziehen die Wolldecken weit über die Steppjacken bis wir trotzdem frieren. Gute Nacht schöner Tag, liebe Reisende, schönes Leben.

Ausschlafen liebe ich. Ein fauler Tag liegt vor uns, es ist nicht viel geplant ausser ein paar Stunden laufen zu den Paredón de Manos wo 3000 Jahre Geschichte von Cerro Castillo in Form von Händen sichtbar ist.

Eine große, 15 Meter lange Felswand beherbergt das Erbe. Hier kann man die Spuren der alten Kultur der Tehuelches sehen, deren wahre Bedeutung noch immer unbekannt ist.

Barbara und Wolfgang ziehen weiter Richtung Süden, wir Richtung Norden. Schön haben wir uns kennen gelernt, gute Weiterreise und auf Wiederluägä.

Christopher und Anne-Sophie legen einen weiteren Arbeitstag ein bevor sie sich wieder auf die Räder schwingen Richtung Süden. Macht weiter so ihr zwei, mit jungen Menschen wie euch muss die Welt irgendwann besser werden.

Auf den Tag genau vor 2 Monaten schiele ich von der argentinischen Seite rüber zu den Höhlen der Hände. Ein Katzensprung, aber eine Grenze und der Fluss Jeinemeni  trennen uns von der Attraktion.

Bänzli biegt fast von alleine ab nach Puerto Ibáñez und schon 10 Minuten später sind wir auf der Fähre nach Chile Chico. Wir geniessen nochmals den farbenprächtigen General Carrera See. Chile Chico ist ein schönes Grenzstädtchen. Holprige 30 km später stehen wir am Anfang der 3.5 h Wanderung zu den Höhlen.

Der Weg ist gut markiert, dass es aber 600 Meter hoch geht haben wir nicht mit einkalkuliert. Imposante Felsformationen, spätes Nachmittagslicht, ein Gaucho der mit seinen Hunden vorbei reitet, ein Kondor der seine Bahnen zieht, wow, ist das schön. Der Piedra Clavada ragt in 40 Metern wie ein bearbeiteter Obelisk aus dem nichts.

Die Höhle selber mit seinen Händen wird zur Nebensache weil die Felsformationen so wunderschön sind. Und fast zum Schluss folgt der Höhepunkt, das Valle de la Luna.

In weisser Mondlandschaft bilden sich Felsblöcke zu Skulpturen, Gesichter, Tieren und dieses Wunder der Natur haben wir für uns alleine.

Wir schlafen direkt am Hafen um die Morgen-Fähre zurück nach Ibáñez nicht zu verpassen.

Ab jetzt ist die Carretera Austral mehrheitlich asphaltiert. Auch gut. Sie verliert dadurch etwas von der Wildnis, dafür kann auch Werni als Fahrer die Natur besser beobachten und aufnehmen.

In Coihaique kommen wir in einen echten Kaufrausch. Nach langer Fleischabstinenz kaufen wir bei der besten Metzgerei R&R Rinderfilet, Koteletts, Haxen, Speck und Hackfleisch ein. Das Gefrierfach ist wieder voll.

Die 75 km lange Rundfahrt zu den Bergseen Castor, Pólux und Frio ist speziell jetzt im Herbst lohnend. Das Tiefblau der Seen, die Wälder die sich verfärben, dazu ein wolkenloser Himmel – was will Frau noch mehr!

Zurück in Coihaique schlendern wir durch die Stadt, bewundern die schönen Strassenschilder…

…. und die elektrische Verkabelung.

 

Fazit der Woche: unsere Kondition ist wieder besser.

 

 

 

2 Kommentare zu „19.-26.3.2023. Wanderwoche

  1. Liebe Heidi, lieber Werni
    Vielen Dank für den Link. Wow, Kompliment. Ich wusste gar nicht, dass ihr einen Blog von eurer Reise führt. So cool. Es kann sein, dass Werni mir vor eurer Abreise es gesagt hat. jedenfalls habe ich nun angefangen die ersten Zeilen zu lesen. Zuerst wusste ich gar nicht wo ich anfangen soll. Ihr habt ja schon so viel erlebt. 🙂
    Start > 11.02.2019… ich musste zweimal das Datum lesen. Unglaublich, so vergeht die Zeit. Gerne werde ich euch folgen. Ich wünsche euch weiterhin eine gute Reise, das Beste dieser Welt und viel Gesundheit. Wie ich Werni schon ein paar mal gesagt habe; ich bewundere euch sehr. Machs gut und geniesst das Leben. Herzliche Grüsse aus Obwalden, Juan

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