An die 80 km fahren wir durch Apfelplantagen und einfachste Arbeiterbehausungen zurück ans Meer. Es regnet den ganzen Tag, mal sind es tanzende – mal fette schwere Tropfen auf unserer Windschutzscheibe. Das Nature Valley ist sehr schön mit tollen Wandermöglichkeiten – wäre da nicht Petrus der kein Erbarmen kennt. Es kühlt auf 14 Grad ab und das tagsüber. Am nächsten Morgen haben wir Null Motivation, auch nur einen Schritt zu laufen. Strandfahrt und Besichtigung auf 4 Rädern ist auch nicht schlecht.
Die Sitzbänke stehen unter Wasser
Über die Bloukrans-Brücke sind wir am Sonntag schon gefahren. Nur konnten wir sie wegen dem Nebel nicht sehen. 16 km zurück steht sie prächtig da, die Bogenbrücke die 1983 eröffnet wird und 216 Meter über dem gleichnamigen Fluss schwebt.
Für CHF 350 kann der Adrenalin Süchtige in die Tiefe springen und seiner Wanderniere den Vortritt lassen. Um kein Geld in der Welt würden wir springen – da sind wir uns einig.
Der Vogelpark „Birds of Eden“ ist eine überdachte, 23 000 m2 grosse Fläche mit über 4500 Vögeln. Es ist die grösste Freiflugvoliere der Welt und befindet sich in der Nähe von Plettenberg Bay. Die Netzkuppel des Schutzgebiets ist auf einer Fläche von 2,3 Hektar einheimischen Waldes errichtet und befindet sich bis zu 55 Meter über dem Boden.
Holzstege führen über verschiedene Ebenen in 1.7 km durch den Vogelpark. Wir haben eine tolle Geschäftsidee. Derjenige, der mit Vogelscheisse auf dem Kopf zurück kommt, kriegt das Eintrittsgeld zurück. Wir schaffen den Durchgang ohne die weisse klebrige Masse im Haar, dafür mit einem blutigen Finger.
Der freche Amazonen-Papagei fliegt auf mein iPhone und attackiert meinen Zeigefinger. „Autsch – du frecher Kerl!“
Die Papageien verfolgen uns regelrecht und versuchen uns immer wieder anzufliegen. Hitchcock’s Vögel lassen grüssen.
Kappapagei
Wir sichten tolle, farbige Vögel. Der Eden Park ist echt schön und sehenswert.
Knysna-Turaco
Goldfasan
Scharlachsichler Ibis
Guinea Taube
Ringneck Sittich
Grauducker mit Geierperlhuhn
Turaco
Wellensittich
Beim „Rock Arch” Camping am Keurboomstrand treffen wir Esther und Thomas aus der Schweiz. Die Beiden sind seit 2014 auf Weltreise mit ihrem sehr schön ausgebauten MAN. Gegenüber ihren Erzählungen und Erlebnissen sind wir immer noch Anfänger. Fast die ganze Welt haben sie schon bereist. Leider fahren wir in entgegengesetzter Richtung.
Ein paar Schritte vom Camping entfernt treffen sich im Restaurant Enrico Klunker, Gold, gestylte und andere zu leckerem italienischen Essen. Auf der schönen Terrasse direkt am Meer essen wir Tomatensalat mit super feinem Mozzarella, der auf der Zunge zergeht.
Um Lynn und Gys an der Mossel Bay zu treffen, sind wir einmal mehr zickzack unterwegs.
Gys feiert seinen 64. Geburtstag. Wir verbringen schöne Stunden zusammen, Gys zeigt uns den Leuchtturm ….
… und führt uns im Pinnacle Point Estate in die Welt der Golfer ein. Wunderschöne Villen reihen sich auf Klippen mit Meerblick um den privaten Golfplatz, das Restaurant ist stilvoll, die Cocktails köstlich und das Essen lecker.
Im Abschied nehmen und aufbrechen sind wir inzwischen richtig geübt. Wir haben gelernt, dass wir nie einsam sind und immer wieder nette Mitmenschen kennen lernen, manchmal auch andere😉.
Zurück in George informieren wir uns auf dem „Home Affair“ Büro, ob wir evt. die Pensionierten Aufenthaltsbewilligung für ZA bekommen könnten. Es scheint schwierig zu werden. Auch da haben wir gelernt, dass man hartnäckig aber geduldig an einem Thema bleiben muss und dass sich meistens ein Türchen, Hintertürchen oder „fast“ Gefängnistürchen auf irgend eine Weise öffnet.
In Knysna finden wir einen schönen, ruhigen Platz etwas ausserhalb dem touristischen Städtchen. Knysna ist ein Höhepunkt auf der Gartenroute und liegt an einer grossen, natürlichen Lagune.
Die dunkelhäutige Dame vom Touristen Büro antwortet uns auf die Frage: „Was ist ihr persönlicher Höhepunkt in Knysna?“ Der Friday Market sei ihr absoluter Lieblingsanlass und sie sei jeden Freitag dort anzutreffen. Mit dem Taxi fahren wir um 16.30 Uhr die 5 km zum Freitags Markt – sind voller Erwartungen – und brechen einmal mehr in lautes Lachen aus. Es scheint ein beliebter Pensionierter-Treffpunkt zu sein mit einigen Festbankgarnituren und Verpflegungsständen. Schwarze sehen wir keine, immerhin gibt es leckere Thai Nudeln und Livemusik.
Wir laufen in 3 h eine herrliche Morgenrunde zum Eastern Heads View Point und zurück. Schicke Villen kleben am Hügel mit offenem Blick aufs Meer. Roger Federer und Sting sollen hier ein Häusle haben. Sie sind leider nicht zu Hause.
Der 7. Juni 2017 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte von Knysna. Ein ungewöhnlich starker Südatlantiksturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h trifft auf die Südküste. Wellenhöhen bis zu 10 Metern werden gemessen.
Grossbrände entfachen und vernichten 800 Gebäude in Knysna und Plettenberg. 7 Menschen verlieren ihr Leben, 10‘000 werden vertrieben, 380 Mio. USD Schäden entstehen allein an Privatgebäuden.
5 Jahre später sind vom Brand fast keine Spuren mehr zu sehen.
Mit 3 jungen, übermütigen Mädels schaukeln wir auf einem Boot. Wir haben die Auster-Tour gebucht. Kapitän Ben erzählt uns viel über die Zucht von Austern und über Knysna. Seit ein grosser Teil der Garten Route zu einem Naturschutzgebiet erklärt ist, dürfen in der Lagune keine Austern mehr gezüchtet werden.
Da Austern keine Möglichkeit zur Fortbewegung haben, sind sie darauf angewiesen, dass die Nahrung zu ihnen kommt. Sie leben daher vorzugsweise in der Gezeitenzone an felsigen Küsten wo die permanente Bewegung des Wassers stets frisches Plankton heranbringt. Die frei lebenden Schalentiere von Knysna sollen sie die Besten sein weit und breit.
Wir leeren unsere Weissweingläser recht zügig und schlürfen genussvoll Austern mit Zitrone und Tabasco. Die Mädels werden immer ausgelassener und bei der Information, dass die Schalentiere eine aphrodisierende Wirkung haben geraten sie in ein unablässiges Kichern.
Die Austern scheinen zu wirken.
Wir lachen einfach mit und lassen uns von der Ausgelassenheit und Energie der Jugend anstecken.
An der Seefront von Knysna finden die Einheimischen und Touristen viele Restaurants. Mehrheitlich werden Meeresfrüchte, Fisch und Sushi serviert, fast alle Tische sind besetzt. „Colored“ (so nennt man hier Schwarz gemischt mit Weiss) Kellnerinnen und Kellner bedienen aufmerksam und freundlich und stehen, verglichen zu europäischem Standard, in nichts zurück. Es ist ganz schön was los in der ersten Reihe am Meer!
Wir werden nicht warm mit dem Städtchen Plettenberg Bay. Hingegen geniessen wir die 9.2 km lange Wanderung im Naturreservat Robberg. Wir laufen den längst möglichen Wanderweg zum „the Point“, sehen und riechen 1000ende von Seelöwen und beobachten Delphine. Fischer dürfen mit einem Patent soviel rausziehen wie sie tragen können. Es gibt nur Wanderwege auf der Halbinsel.
Mit 9 Thunfischen ist dieser Fischer beladen und er muss noch 5 km laufen bis zu seinem Auto. Ich schätze einen Fisch auf mindestens 2 kg, er schleppt mindestens 18 kg. Er hat die Fische in 20 Minuten gefangen.
Zu Fuss oder per Boot bekommt man den schönsten Eindruck der Garden Route.
Rauf und runter führt der Wanderweg durch typische Küstenlandschaft, mal sandig, mal steinig, mal treppig, mal holzig.
Wir werden ganz schön müde.
Ich gönne mir noch ein Untertauchen im kalten Meer, einfach herrlich.
Nach 3 Stunden sind wir zurück – die Beine melden Pause, der Magen Hunger und der Körper Dusche!
Fazit der Woche: Vögel und Wandervögel haben Spass.