Der Montag fällt ins Wasser, es „schiffäd“ den ganzen Tag. Wir verkriechen uns in unserem gemütlichen ReMo und sind dankbar ob dem Schermenplatz.
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Das Ithala Game Reserve liegt südlich von Swasiland und gilt als Geheimtipp. 1972 gegründet und 300 km2 gross besucht man den Park nicht nur der Tiere wegen sondern hauptsächlich wegen der schönen Hügel- und Berglandschaft.
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An der Reception der Ntshondwe Lodge erklärt uns Lucky, dass alle Plätze des Doornkraal Camps im Park besetzt sind. „Warum habt ihr nicht vorreserviert,“ will er wissen? Reservationen blockieren immer, erzählen wir ihm, Pech für uns, ziehen wir halt weiter.
Jetzt verzieht sich sein Gesicht zu einem breiten bübischen Grinsen und legt zwei schneeweisse Zahnreihen frei. „Ihr seid die einzigen Camper,“ sucht euch den schönsten Platz aus.
Doornkraal ist rustikal, einfach, mitten im Ithala Park, direkt am Fluss gelegen und ungezäunt. Wie wir diese wilden Camps doch mögen.
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Wir bleiben 2 Nächte, fahren ein Game Drive und geniessen die herrliche Landschaft und Tiere. Riesige Zebraherden mitten in saftigem Grün sind ein aussergewöhnlicher Anblick.
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Die seltene Tsessebe Antilope sichten wir wie Schildkröten, Giraffen und Elefanten. Einen so hügelig/bergigen und grünen Park haben wir noch nie gesehen.
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Heute, am 16. Dezember, leben wir seit einem vollen Jahr ohne Reiseunterbruch im Bänzli. Im ersten Reisejahr waren es 11, im zweiten 10 Monate am Stück. Die am häufigsten gestellten Fragen von zu Hause sind:
- Habt ihr nie Heimweh?
- Ist es euch nicht langweilig?
- Wie ertragt ihr die Enge im Bus?
- Seid ihr nicht langsam reisemüde?
Nach fast 3 Jahren finden wir das Reisen immer noch aufregend und bereichernd. Natürlich ist die Anfangseuphorie etwas abgeflacht, afrikanische Bilder sind Alltag, unterwegs sein Routine geworden. Wir erleben Glückstage, Alltage, Regentage, Scheisstage, Jubiläumstage, Sonnentage, Feiertage, – genau wie ihr. Reisen ist nicht immer nur Urlaub – es ist auch Arbeit wenn Ämter, Grenzübertritte, Covid Tests, Ersatzteilsuche etc. anstehen.
Was wir immer noch ganz toll finden ist, dass unser Daheim immer dort ist, wo wir parkieren. So haben wir immer eine andere Aussicht, Gartensitzplatz, Parzellengrösse, Nachbarn, Geräusche und Düfte.
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In unserem Sprinter sind wir pudelwohl, heimelig, komfortabel und wir haben absolut alles, was wir zum Leben brauchen.
……. doch, ….wenn ich aus der hintersten, untersten Ecke des Kühlschranks etwas brauche – den Boden zum Rüsten oder Anrichten mitbenutze – gymnastische Hochleistung vollbringe beim Bett frisch beziehen – Werni das ganze Bagage im Heck rauspacken muss um die Gasflasche zu erreichen – …..kommen Träume auf von ein paar Zentimeter mehr Platz 😃.
Es gibt immer wieder Momente wo wir Familie und Freunde vermissen. So auch jetzt in der Weihnachtszeit.
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Es freut uns immer sehr, Nachrichten von unseren Lieben zu bekommen, zu hören dass es allen gut geht, unser Blog gelesen und wir sogar getrackt werden. Unser Schwager Wolfgang reist virtuell mit uns und sieht die Umgebung unserer Übernachtungsplätze manchmal auf Map Share besser als wir selber.
Heimatheimweh haben wir nicht, zu schön ist der afrikanische Kontinent, die Weite, die Abwechslung, die Natur, die Tiere, die Menschen usw. Trotzdem betrachten wir Sarnen als unser schönes Zuhause das wir unter keinen Umständen aufgeben und zu gegebener Zeit auch wieder geniessen wollen.
Langeweile kommt bei uns nie auf. Täglich erleben wir neue Eindrücke, Stimmungen, Landschaften, Kuriositäten, …….
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Anhalten und warten, bis das Männchen die schwere Last samt Weibchen über die Strasse gerollt hat.
……..Ziele – und dann führen wir ja einen Mini Haushalt – fast wie zu Hause. Da wird eingekauft, gekocht, Geschirr gespült, gewaschen (von Hand) geputzt, repariert, Wassertank gefüllt, geflickt, dekoriert usw.
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Einkaufen in Afrika ist weit anspruchsvoller als in der Migros in Sarnen wo wir genau wissen, welche Produkte wir mögen und in welchen Regalen sie stehen.
Wir arbeiten uns durch Shoprite, Spar, Super Spar, Checkers, Pick’n Pay, Woolworth, Food lovers und OK durch, bis unsere Einkaufsliste abgetragen ist. Wir kennen viele Produkte nicht, vieles ist anders, vieles schmeckt anders. Zum Beispiel vermissen wir unsere feinen Bouillons, das knusprige Brot vom Bäcker, ein frisches Fondue vom Käseladen und unsere leckeren Wurstwaren.
Wir leben 365 Tage 24 Stunden auf engsten Raum zusammen. Man muss sich mögen, lieben, tolerieren und akzeptieren. Wir sind ein gutes Reiseteam. Werni überragt mich 1000fach mit seinen Fahrkünsten, seinem Talent, auf kleinstem Raum viel zu verstauen und nach wie vor hilft er mir geduldig zum Xten Mal beim Landkarten falten (warum ich das nicht lerne und kann? Keine Ahnung)
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Mein Talent ist die Reiseorganisation. Ich lese, recherchiere, schlage nach, setze Punkte auf Maps.me (was wir alles sehen möchten) und navigiere (meistens) sicher von A nach B.
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Wir können uns aufeinander verlassen, jeder in seiner Stärke und Schwäche. Wir necken uns herrlich, lachen herzlich über Kleinigkeiten, die manchmal nerven, können gemütlich losplaudern und friedvoll schweigen.
Klingt jetzt fast wie ein Ratgeber-Buch für Womo Reisende (eines mehr das die Welt nicht braucht) Mögliche Titel wären:
- Der Furz steckt in 6m2
- Lust und Frust auf Rädern
- Mach mir Platz mein Schatz
- Dein m2, mein m2
- Dreh den Stuhl und schau mich an
…Oh ich komme ja richtig in Fahrt:
- Plastikteller klirren nicht
- Er lenkt – und sie?
- Räder – Socken – Träume
- Nur uns – sonst nichts
- Gemeinsam drehen im Schlaf
(Wer weiss, vielleicht entsteht ja doch noch mal ein Buch, mögliche Titel hätte ich ja schon mal.)
Uns passieren immer wieder Reisefehler. Reiseprofis sind wir noch lange nicht, Anfänger auch nicht mehr. Was uns wirklich gut gelingt ist das Reisen mit dem Fluss. Äusserst selten zerbrechen wir uns den Kopf, was wir morgen oder übermorgen machen, wie unsere Reise weiter gehen soll – ob dies oder das möglich ist usw. Wir sind keine grossen Planer, entscheiden meistens am Vorabend, wohin wir am nächsten Tag fahren. Oder entscheiden spontan, noch einen Tag oder zwei an einem schönen Plätzchen zu bleiben. Natürlich haben wir einen Grobplan für jedes Land was wir sehen möchten (Siehe Punkt Karte) und bauen Tipps von Lokalen und anderen Reisenden immer gerne mit ein.
Auf Reisen trifft man unglaublich spannende Menschen. Es entstehen Reise-Freundschaften, man hilft und informiert sich gegenseitig, steht in Kontakt und freut sich auf ein Wiedersehen irgendwo. Manche Freundschaften vertiefen sich – es gäbe einige zu erwähnen – eine verdient es aber im Speziellen. Als blutige Womo Neulinge lernen wir Irene und Paul in Marokko im Jahr 2015 kennen. Die beiden sind erfahrene Reisefüchse und wir profitieren in sehr kurzer Zeit unglaublich viel von ihnen. Sie ermutigen und motivieren uns, Afrika zu bereisen. Irene und Paul, ihr seid in unseren Herzen und wir sind euch auf ewig dankbar, was wir alles von euch lernen durften und dürfen. Ihr seid unsere grossen Reisevorbilder!
Reisen als Paar ist einfach nur schön. Fast täglich schätzen wir unser privilegiertes Leben in Dankbarkeit. Wir sind auch etwas stolz auf das, was wir schon erreicht, gesehen, erlebt und gelöst haben auf unserer Afrika Tour. Danke Werni – das Leben mit Dir macht Spass❤️ auch wenn du deinen Waschlappen nie genug auswindest.
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Der Ndumo Game Reserve Nationalpark an der Süd-Grenze zu Mozambique ist 100 km2 gross und umfasst einige Überflutungsbecken des Pangola Flusses. 420 Vogelarten soll es hier geben. Dichte Auenwälder machen die Tiersichtung schwierig. Dafür zwitschern uns die Vögel die Ohren voll. Ndumo strahlt viel Ruhe aus und ist ein besonderer Ort für Vogelfreunde und Naturliebhaber. Leider haben wir Regenwetter im Park, sehen aber Pelikane und Störche beim Brüten.
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Im Tembe Elefant Park, nur ca. 60 km von Ndumo entfernt, sind die „big five“ zu Hause. Campingplatz gibt es keinen und da die Äste tief in die Sandstrassen ragen, wollen wir die Pirschfahrt nicht selber fahren. So buchen wir 1 Nacht im Tembe Elephant Park Camp, die ein Packet anbieten. 1 Übernachten im Zelt, Vollpension inkl. 2 Pirschfahrten. Das Zelt ist sehr gemütlich (mit einem Doppelzimmer vergleichbar) und das Essen ist lecker.
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Wir sehen wenig Tiere, der Park ist dicht bewaldet – doch ein Rudel Löwinnen (ca. 8) liegen am Strassenrand und 5 Elefanten ziehen 2 Meter an unserem Auto vorbei.
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Und wir sitzen mit einer jungen SA Familie im Auto, die Frau spricht gebrochen Walliser Dialekt. Sie hat 4 Jahre in Saas-Fee gearbeitet und ihr Onkel lebt in Neuenburg.
Im Ivanovski Reiseführer steht, dass die Elefanten im Park aggressiv sind. Unseren Fahrer darauf angesprochen erzählt er, dass das vor vielen Jahren mal so war. Die letzten aggressiven Bullen sind geschossen – die neue Generation kennt keine Jagd und keinen Krieg und ist nicht traumatisiert.
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Wir bekommen immer wieder Telefonnummern von Südafrikanern mit der Aufforderung, falls wir irgendwo in Schwierigkeit geraten würden oder etwas brauchen, wir sie unbedingt kontaktieren sollen, Hilfe ist garantiert. Echt nette Geste! Will ich mir merken wenn wir mal zurück in der Schweiz sind.
Und noch eine nette Geste. Beim Nachtessen ziert eine CH Fahne unseren Tisch.
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Wir sind in der Provinz der Zulus. Mit heute über elf Millionen Menschen bilden sie die grösste Ethnie Südafrikas. Sie leben hauptsächlich in der Provinz KwaZulu-Natal und ihre Sprache heisst Zulu. Wir nehmen die Zulus anders wahr – sie sind grösser – haben höhere Wangenknochen – sind stolzer und sehr freundlich.
So will Zama vom Shemula Camp unbedingt unseren Abwasch erledigen. Er wolle das machen um uns willkommen zu heissen. Wir erklären ihm, dass wir uns nicht gut fühlen, wenn er als Zulu für uns die Arbeit erledigt, ein Trinkgeld kriegt er trotzdem.
Die Zulu Frauen lieben Perlen die sie kunstvoll in farbige Perlenstickereien einarbeiten oder als Schmuck tragen. Jede Farbe und Form hat ihre eigene kulturelle Bedeutung. So symbolisieren zum Beispiel schwarze Perlen, dass man trauert, grüne stehen für Zufriedenheit und Glück. Auch die Anordnung der Perlen ist von Bedeutung. So geben sie Information zB, wie viele Kinder die Trägerin hat, ob sie verheiratet ist usw.
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Zulu Jungs beim Einüben eines traditionellen Tanzes.
Wenige Kilometer zur Grenze Mozambique stehen wir im Camp der sehr schönen Palm Tree Lodge an der Kosi Bay. Ganze Familien haben sich auf den grossen Plätzen für Weihnachten installiert. Es geht friedlich zu und her, wäre da nicht das bum bum bum des Basses die halbe Nacht durch. Es ist Samstag Nacht – Weihnachtsferien – Party Laune – junge Familien – was soll’s😃.
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Kinderrutsche, Stewi, Gefriertruhe, Mikrowelle, Kühlbox, Küche, Boot ja sogar eine komplette Weihnachtsdekoration ist bei dieser Familie mit dabei. Da kann es ja bald kommen, das Weihnachtsfest.
Fazit der Woche: Eine tolle emotionale Woche.
Hallo ihr Lieben, was für ein toller, emotionaler Bericht. Immer freue ich mich, wenn wir sonntags gutes Wlan haben und von euch Lesen dürfen. Dieses Mal habe ich Tränen gelacht, als du die Buchtitel aufgezählt hast 🤣. Da sind richtige Bestseller-Titel dabei 👏🏼.
Wir vermissen euch und wenn es möglich wäre, würden wir uns über Weihnachten einfach mal zu euch beamen.
Herzliche Umarmung, Tanja & Armin
Danke ihr Lieben, wir vermissen euch auch, Umarmung